Vortragsreihe "Kunst - Forschung - Geschlecht"
Ines Kleesattel
Mittwoch, 19. April 2023 | 18h | Auditorium
© Sophia Freydl www.sophiafreydl.ch
Heinrich Kramer hat sich verspekuliert – obwohl der böse Spell, den sein Hexenhammer 1486 beschwor, zunächst tatsächlich misogyn tödliche Wirkmacht entfaltete. Es war Kramers Buch, das spezifisch Frauen* zu
›Hexen‹ erklärte und die frühneuzeitliche Hexenverfolgung mit legitimierte. Doch Jahrhunderte später verkehrt sich etwas,
wenn Feminist*innen ihrerseits rufen: »Zittert, zittert, die Hexen sind wieder da!« (Donne in Rivolta 1977).
Und wenn heute Hexenkünste noch immer im Aufwind sind, zumal in Gegenwartskunst und -kultur, sollten wir nicht vergessen:
Feministisches Hexen ist weder Unmittelbarkeitszauber noch ursprünglich ›weibliche‹ Kunst. Es antwortet vielmehr kritisch-spekulativ; ist Counterspell, hext que(e)r durch die Zeit in »Temporal Drag« (Freeman) – und kehrt Kramers
Schadenszauber gewitzt gegen den Strich.
Ines Kleesattels Vortrag diskutiert, inwiefern feministische Hexen-Wi(e)deraneignungen herrschaftskritisch agieren und geschundene
Möglichkeitssinne kurieren. Mit den ästhetisch-forschenden Hexenkursen Doris Stauffers, dem politischen Spiritualismus Starhawks und Isabelle Stengers Ökosophie argumentiert sie, dass Hexen eine
zugleich spekulative und kritische Praxis sein kann.
Ines Kleesattel ist Philosophin, Kunst- und Kulturwissenschaftlerin und womöglich Hexpertin; seit kurzem außerdem Professorin für Vermittlung
an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel.
Anmeldung
Studierende registrieren sich bitte über https://base.uni-ak.ac.at/courses/2023S/S04395/ wenn sie die Vortragsreihe als Lehrveranstaltung absolvieren wollen.
Students please register via https://base.uni-ak.ac.at/courses/2023S/S04395/ if they want to complete the lecture series as a course.