Hans-Christian Dany: Was soll man tun, den lieben langen Tag?
Abteilung
Malerei
„Also Mode kann man viel wagen, weil man nicht auf Dauer spekulieren muss.“ Ich konnte mir nie vorstellen,
jemals Luhmann zu zitieren. Das schien mir fast so schlimm wie Habermas. Aber jetzt ist es passiert und ich finde es voll
okay. Und es bringt in etwa auf den Punkt, warum Mode gerade so anziehend ist oder eine Möglichkeit, wenn alles gleich wieder
anders ist.
Kunst schien mir schon länger schwierig, da ich sie
immer seltener zusammenbekam mit dem, was alles um mich herum ständig anders aussah. Mag sein, dass ich einfach zu langsam
war, jedenfalls bei der Herstellung. Oder von einer Auffassung kam, die sich nicht schnell bewegen konnte. Aber wollte ich
eine andere? Irgendwann habe ich es einfach gelassen und das tat gar nicht weh. Jetzt träume ich davon, es zu tun und im Traum
geht alles immer ganz schnell. In den letzten Jahren habe ich mich dann mit anderen Dingen beschäftigt, wie Drogen, die einen
die Welt schneller erleben lassen, kybernetischen Maschinen, Glücksspiel und Mode. Das mag etwas dandyesk klingen, aber ich
bin so gar nicht Dandy, glaube ich zumindest. Und über kurz oder lang, komme ich bei all diesen Umwegen immer wieder zur Kunst.
Gehe ich möglicherweise nur in Kreisen? Aber was wäre dagegen einzuwenden? Ich werde versuchen, laut darüber nachzudenken
und was das alles miteinander zu tun haben könnte.
Text: Hans-Christian Dany
Hans-Christian Dany lebt
als Künstler in Hamburg und ist schon lange im Urlaub von dem, was er tun soll. Wie viele, die nicht wissen, wohin mit sich,
schreibt er. Manchmal werden daraus Bücher. Bei der Edition Nautilus erschienen Speed. Eine Gesellschaft auf Droge (2008),
Morgen werde ich Idiot. Kybernetik und Kontrollgesellschaft (2013), Schneller als die Sonne. Aus dem rasenden Stillstand in
eine unbekannte Zukunft (2015) und MA-1. Mode und Uniform (2018).