Geschichte:
Die Kostüm- und Modesammlung der Universität für angewandte Kunst Wien hat in ihrer
Geschichte verschiedene Funktionen durchlaufen. Sie geht zurück auf eine Sammlung von Kostümobjekten, die zunächst in der
historistisch und orientalistisch geprägten Malereiausbildung der k.k. Kunstgewerbeschule als Vorlagen eingesetzt wurden.
Während der Reform der Kunstgewerbeschule 1899/1900 kam es auf Initiative des Bühnenbildners und Grafikers Alfred Roller erstmals
zu einer ersten umfassenden Inventarisierung des Sammlungsbestands. Unter Roller, der als Mitbegründer der Secession und aktives
Mitglied der Wiener Werkstätte, die Verschränkung von bildender und angewandter Kunst voranzutreiben suchte, erhielt die Sammlung
außerdem einen neuen Status innerhalb der künstlerischen Ausbildung. In seinem von 1912-1934 gehaltenen Kurs Vom Sinn der Kleidung verwendet er die Objekte der Sammlung als Anschauungsmaterial für einen kleidungstheoretischen und -historischen Unterricht.
Der Sammlungsbestand wurde erstmals erweitert, als die Textil-, Teppich- und Gobelinspezialistin Rosalia Rothansl, die 1914
als eine der ersten Professorinnen* an die Kunstgewerbeschule berufen wurde und die Verwaltung des Bestandes übernahm. Sie
erwarb rund 330 textile Arbeiten ihrer Schüler*innen. Nach dem zweiten Weltkrieg erfuhr die Sammlung eine weitere Neubewertung
als Teil eines spezifisch auf die Herstellung und Beforschung von Kleidung ausgelegten Studiums. 1958 wurde sie an das von
der Kostümbildnerin Elli Rolf geleitete Seminar für Kostümkunde angegliedert, das 1969 um die Meisterklasse für Bühnenkostüm
erweitert wurde, in der ebenso Rolf als Professorin unterrichtete. Die Objekte dienten fortan als Lehrmittelsammlung, die
von Studierenden und Lehrenden auf verschiedene Weise genutzt werden konnte. Dieser Status hat sich seit der Einbindung der
Kostüm- und Modesammlung in die Bestände der Kunstsammlung der Angewandten 2004 erneut geändert: Die Objekte dürfen nicht
mehr angezogen werden, sie werden nach konservatorischen Richtlinien gelagert, museal verwaltet, wissenschaftlich beforscht
und als Leihgaben in lokalen und internationalen Ausstellungen gezeigt.
Bestände:
Die Kostüm- und Modesammlung der Universität für angewandte Kunst Wien umfasst heute einen Bestand von rund 8000 Objekten
(Kleidungsstücke, Accessoires, Textilien) vom 18.Jahrhundert bis in die Gegenwart. Sammlungsschwerpunkt sind Arbeiten von
(ehemaligen) Lehrenden und Absolvent*innen der ehemaligen Kunstgewerbeschule und der heutigen Angewandten. Der Bestand umfasst
aber auch den Wiener Raum und reicht punktuell in nicht-europäische Kontexte. Zu den zentralen Konvoluten zählen historische
Objekte aus der Sammlung von Mileva Roller, Modelle von Gertrud Höchsmann (1902-1990, Professur von 1959-1972) und Fred Adlmüller
(1909-1989, Professur von 1973-1979) sowie ein Konvolut an Hüten von Adele List (1893-1983). Darüber hinaus besitzt die Sammlung
Objekte von Absolvent*innen und Preisträger*innen der Angewandten sowie von international bekannten Modedesigner*innen. Ein
neuerer Schwerpunkt sind künstlerische Arbeiten lokaler und internationaler Künstler*innen, deren Praxis an der Schnittstelle
von Kunst und Mode/Textil situiert ist. Der Bestand wird kontinuierlich durch Schenkungen und Ankäufe ergänzt und verdichtet.
Die Bestände der Kostüm- und Modesammlung können nur nach Voranmeldung per E-Mail (doris.drochter@uni-ak.ac.at) und unter Einhaltung der aktuellen Sicherheitsvorkehrungen besichtigt werden. Etwa 2500 Objekte sind bereits online zugänglich:
https://emp-web-90.zetcom.ch/eMP/eMuseumPlus.
Bibliothek:
Die Publikationsbestände der Kostüm- und Modesammlung können zum aktuellen Zeitpunkt nur über die Bibliothek der Universität
für angewandte Kunst angefordert werden. Da die Mitarbeiter*innen der Universitätsbibliothek zum aktuellen Zeitpunkt in zwei
Teams arbeiten, kann es zu Wartezeiten kommen.