Gerda Fassel / Texte zur bildenden Kunst
Ulrike Jenni (Hg.)
im Verlag der Universität für angewandte Kunst Wien
Von 1996 bis 2006 leitete
Gerda Fassel - in der Nachfolge Alfred Hrdlickas - die Meisterklasse für Bildhauerei/die Abteilung Bildhauerei am Institut
für bildende Kunst an der Hochschule/Universität für angewandte Kunst in Wien - zwei Jahre als Gastprofessorin, dann als Ordinaria.
Sie ist 1941 in Wien geboren und begann früh zu malen, besuchte als Jugendliche die Künstlerische Volkshochschule und die
Wiener Kunstschule (Abstrakte Malerei bei Hans Staudacher).
1964 wechselte sie von der Malerei zum Dreidimensionalen
und begann ein Studium der Bildhauerei an der Art Students League in New York (bei José De Creeft).
Während des Experimentierens
innerhalb der Non-Figurativen, auf der Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten, war sie dem Theoretischen näher als dem Material.
Diese Erkundungen gewährten ihr eine tiefere Einsicht in das Phänomen Kunst und überzeugten sie von der Notwendigkeit einer
neuerlichen Einführung des "Gegenständlichen“, der menschlichen Figur in die Kunst - als die unverzichtbare “Begrenzung“ zur
Wahrnehmung formaler Bezüge und Aussagen. Ihr Beweggrund, sich einem Studium der menschlichen Figur zu widmen.
Von 1968
bis 1972 setzt sie ihr Bildhauerstudium in Wien bei Hans Knesl und Wander Bertoni an der Akademie/Hochschule für angewandte
Kunst fort.
Nicht dem "naturalistischen“ Abbilden gilt ihr Interesse, in ihren figurativen Plastiken manifestiert sich
eigenes Formenvokabular.
Um jedwelcher Ideologie vom unversehrten Körper entgegenzuwirken, hat sich Gerda Fassel dem
Fragment verschrieben: Im Vordergrund ihres Schaffens steht das Fragment der weiblichen Figur. Zum einen liefert ihr die Figur
die erforderliche Begrenzung als formaler Bezugsrahmen ... andererseits hebt sie durch die Fragmentarisierung die Begrenzung
wieder auf.
Jenseits aller Kunstmoden hat sie mit Eigensinn und Beharrlichkeit, stets ihrer Überzeugung gemäß, ihre
Arbeiten gestaltet. Dem diagnostizierten Ende der Kunst begegnet sie mit einer Ästhetik des Beharrens, mit einem widerständigen
Festhalten der Kunst, der Moderne, gegen die fiktive virtuelle Bilderflut: Die Skulptur/die Plastik als ein Monument prädigitaler
Gesellschaft.
Ihre Arbeiten hat sie in zahlreichen in- und ausländischen Ausstellungen gezeigt. Sie wurden mit dem Theodor
Körner-Preis (1981), einem Förderungsbeitrag des Wiener Kunstfonds (1981), dem Preis der Stadt Wien für bildende Kunst (1982),
dem Wiener Festwochenpreis für Plastik (1983), dem Österreichischen Staatsstipendium für bildende Kunst (1984) und dem Ehrenkreuz
für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (2001) gewürdigt.