Bereichsleitung:
Univ.-Prof. Dipl.-Des. Ebba Fransén Waldhör
Ein Gegenstand der Kunst ist nicht
einfach gegeben. Kunsttheorie beschäftigt sich mit den historischen und gesellschaftlichen Bedingungen, unter denen die Kunst
in den heutigen Gesellschaften erscheinen kann. Zu diesen Bedingungen gehören die für die Moderne kennzeichnenden Aufteilungen
zwischen einer (autonomen) Kunst und vielen (angewandten) Künsten, zwischen der Kunst und der Gesellschaft oder auch zwischen
der Kunst als Idee und den konkreten Praktiken ihrer Inanspruchnahme. Die Rekonstruktion dieser Aufteilungen und der dadurch
bedingten besonderen Verhältnisformen, wie sie die heutige Kultur in ihren konkreten Erscheinungsweisen ebenso wie in ihren
institutionellen Strukturen prägen, stellt das grundlegende Ziel der Abteilung dar.
Darüber hinaus lässt sich Kunsttheorie
jedoch auch als eine Orientierungsdisziplin in unübersichtlich gewordenen Zeiten verstehen. Denn die globale Gegenwartskunst
kann im Unterschied zur Modernen Kunst nicht mehr als eine eindimensionale Geschichte mit klarem Anfang und Ziel erzählt werden;
sie ist immer schon mit den komplexen Anlässen ihres Erscheinens, etwa einer höchst differenzierten Ausstellungslandschaft
verwoben und sie steht in vielfältigen Austauschverhältnissen mit Medien, Kultur und Politik. Deshalb muss Kunsttheorie die
vielfältigen Koordinaten freilegen, nach denen Kunst heute bewertet bzw. in ihren Möglichkeiten und Chancen erfasst werden
kann. Solche Koordinaten betreffen das Lokale und das Globale ebenso wie das Aktuelle und das Historische, das spezifisch
Künstlerische und das allgemein Kulturelle. Auch hier geht es weniger um eindeutige Zuordnungen im Sinne eines strikten Gegeneinanders
wie es typisch für die klassische Moderne war, sondern um spezifische Verhältnisformen. Das heißt, nur zwischen dem Lokalen
und dem Globalen, dem Aktuellen und dem Historischen, dem Künstlerischen und dem Kulturellen lassen sich die besonderen Erzählformen
der Gegenwartskunst, ihre Subjektivitäts- wie Kollektivitätsentwürfe und ihre politischen Einsätze diskutieren.
Die
Abteilung will daher keine kanonische Geschichte der Kunsttheorie/Ästhetik bieten, sondern punktuelle Ansätze, Kunsttheorie
als Reflexion des Problemzusammenhangs der Kunst zu begreifen.
Helmut Draxler