Ortsbezogene Kunst - Vortrag von Ernst Caramelle

Very angenehme Konzeptkunst

Die Befragung von Realität, der Glaubhaftigkeit des Sichtbaren sowie die Bedingungen von Kunst sind für Ernst Caramelle die Themen, die er seit seinen ersten Ausstellungen Mitte der 1970er Jahre bearbeitet. ,,Art is a fake" ist seit damals sein Programm. Sein konzeptuell begründetes Werk untersucht in unterschiedlichen Medien – wie Zeichnung, Malerei, Fotografie, Video, Wandmalerei und schier immateriellen Arbeiten mit Sonne auf Papier – den Status von Original und Fälschung, Produktion und Reproduktion, Wahrnehmung von Kunst und den Kontext der Kunstrezeption.
Caramelles Malerei – ob auf Gesso-Grund, Holz, Karton oder direkt auf der Wand – beschreibt räumliche, durch verschiedene Perspektiven gebrochene Ansichten. Farbige, teils wieder heruntergewaschene Formen spielen formal auf räumlich-geometrische Elemente, auf architektonisches Found Footage an. In einem System der Verdoppelungen, der Spiegelbilder und Gegenüberstellungen wird die Wand selbst zum Bild, eine räumliche Illusion folgt auf die andere, die perspektivischen Ansichten mutieren zu Physiognomien. Betrachten wird zum Betrachtetwerden, das Sichtbare stellt seinen Status in Frage.

Ernst Caramelle wurde 1952 in Hall in Tirol geboren, er lebt und arbeitet in Frankfurt am Main und New York City. Studium an der Universität für angewandte Kunst Wien. 1974 Research Fellow am Massachusetts Institute of Technology, Boston. Gastprofessuren an der Städelschule in Frankfurt am Main (1981 – 1983) und der Hochschule für angewandte Kunst Wien (1986 – 1990). Seit 1994 Professor an der Staatlichen Akademie der Bildendenden Künste in Karlsruhe und deren Rektor von 2012 bis 2018. 1990 nahm Ernst Caramelle an der Biennale Sydney und 1992 an der Documenta IX, Kassel, teil.

www.ortsbezogenekunst.at
Credits: Ausstellungsansicht, ERNST CARAMELLE, Ein Résumé, MUMOK Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, 30 NOV 2018 – 28 APR 2019 Foto: Klaus Pichler © mumok
Gastvortrag