Markus Hanakam & Roswitha Schuller sprechen mit Markus
Krajewski über das Handeln mit und handling von digitalen Formaten und über mediale Kippmomente. Der thematische
frame spannt sich dabei über Modelle des Pivotalen als Ausdruck von virtuellen und physischen turns, das
gestische Repertoire des homo digitalis, Manier und Manien im digitalen Kommunikationsraum, die Problematisierung
und Gefahrenanalyse der technologischen Klassik und ihrer Standardisierungsprozesse.

Markus Hanakam & Roswitha Schuller, OIKOS, Serie von Instagram Effekten,
(c) 2020
Kulturgeschichte ist Handlungsgeschichte. Res gestae als Geschichtsbegriff formuliert, wie
Handlungen geplant, wahrgenommen und erinnert werden. Objekte und Artefakte sind dabei, neben der festen Kontur der Sprache,
Erzählungen in ihren jeweils eigenen Formaten – und Medien. Eine phänomenologische Beschreibung der Geste unternimmt dabei
Medienphilosoph Vílem Flusser (1994). Res Gadget nimmt zeitgenössische manners im Umgang mit bildgebenden Displays und Apparaten
in den Blick und entfaltet Ansatzpunkte für mediale Manierismen.
Markus Krajewski ist Professor
für Mediengeschichte und -theorie an der Universität Basel. Zu den aktuellen Forschungsgebieten zählen Epistemologien des
Randständigen, die Wissensgeschichte der Genauigkeit sowie Medien und Architektur. Buchveröffentlichungen u.a.: Bauformen
des Gewissens. Über Fassaden deutscher Nachkriegsarchitektur, Stuttgart, 2016, Lesen Schreiben Denken. Zur wissenschaftlichen
Abschlußarbeit in 7 Schritten, UTB, Wien u.a., 2013, Der Diener. Mediengeschichte einer Figur zwischen König und
Klient, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2010, Paper Machines. About Cards & Catalogs, 1548–1929, The
MIT Press, Cambridge, Mass., 2011, Restlosigkeit. Weltprojekte um 1900, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am
Main, 2006.
Außerdem: Autor der elektronischen Literaturverwaltungssoftware »synapsen. Ein digitaler Zettelkasten«,
www.synapsen.ch.
Markus
Hanakam und Roswitha Schuller studierten beide an der Universität für angewandte Kunst Wien, seit 2004 arbeiten sie als Duo.
Die Artefakte des Künstlerduos sind häufig Gestaltwandler, verändern ihre äußere Form und tauchen in unterschiedlichen Kontexten
wieder auf. Als Künstler und Forscher gestalten sie die Regelwerke der bildenden Kunst um und bauen in Videos und Objekten
an eigenwilligen Ordnungen und neuen Weltentwürfen. Dabei arbeiten sie auch immer wieder mit angewandten und interaktiven
Kunstformen und haben eine umfangreiche künstlerische Praxis zur Phänomenologie des device und bildhauerische Erfahrbarkeit
des Hand-Gerät-Gestus entwickelt.
Ihre Werke wurden unter anderem im Haus der Kulturen der Welt in Berlin, im Eyebeam
Center for Art + Technology in New York, im Palais de Tokyo in Paris, im Garage Museum of Contemporary Culture in Moskau,
im Wiener MAK, im MAK Center for Art and Architecture in Los Angeles sowie im National Art Center in Tokio gezeigt.
Fotocredits
Markus
Hanakam & Roswitha Schuller, Device (Gilles), Digitale Fotografie, (c) 2017
Markus Hanakam
& Roswitha Schuller, OIKOS, Serie von Instagram Effekten, (c) 2020