07. Oktober 2020
Nicht zum ersten Mal steht
das Denkmal im Mittelpunkt einer hitzigen Debatte, wie man mit der Aufarbeitung von unbequemer Geschichte umgehen sollte.
In den letzten Tagen formierte sich erneut breiter Widerstand gegen das Karl Lueger-Denkmal am Wiener
Stubenring.
Unterschiedliche Organisationen wie die Jüdische Hochschüler_innenschaft, die Sozialistische
Jugend, die Muslimische Jugend Österreich, der KZ-Verband und Sodom Vienna und Künstler_innengruppen haben sich versammelt
um eine "Schandwache" beim Lueger-Denkmal abzuhalten. Die Gruppen und Organisationen sind täglich vor Ort und es gibt auch
erste angekündigte Demonstrationen.
Ziel ist es, das "Schande"-Graffiti vor der Entfernung zu bewachen und
so Druck auf Bürgermeister Ludwig (SPÖ) und Vizebürgermeisterin Hebein (Grüne) auszuüben. Man fordere ein klares Bekenntnis
zur einer ernst gemeinten Umgestaltung des Denkmals. Lueger (1844 - 1910) war einst Wiener Bürgermeister und bekennender
Antisemit.
Der Ruf nach einer weitergehenden Veränderung kommt auch aus den Universitäts-, Kunst- und Kulturbetrieben – mehr als 40 Unterzeichnende, darunter
die Rektoren Gerald Bast (Angewandte) und Johan Hartle (Akademie der bildenden Künste) mit einer Reihe von Professorinnen
und Professoren, die Schriftstellerin Marlene Streeruwitz und die Dichterin Friederike Mayröcker unterstützen diesen Aufruf
der Internationalen Liga gegen Rassismus und Antisemitismus:
Das Karl-Lueger-Ehrenmal
und der Dr.-Karl-Lueger-Platz ehren einen der prononciertesten Antisemiten des 19. Jahrhunderts. Diese Ehrung ist selbst antisemitisch
und verfälscht Geschichte. Wir fordern daher eine Veränderung an Platz und Ehrenmal, die unmissverständlich jede Ehrung Luegers
verunmöglicht.
Anette Baldauf, Professorin an der Akademie der bildenden Künste, Gerald Bast, Rektor
der Universität für angewandte Kunst, Andrea Breth, Regisseurin, Sabeth Buchmann, Professorin an der Akademie der bildenden
Künste, Herwig Czech, Historiker, Carola Dertnig, Professorin an der Akademie der bildenden Künste, Diedrich Diederichsen,
Professor an der Akademie der bildenden Künste, Paul Gulda, Musiker, Daniela Hammer-Tugendhat, Honorar-Professorin an der
Universität für angewandte Kunst, Elfriede Hammerl, Kolumnistin, Felicitas Heimann-Jelinek, Kuratorin, Gabu Heindl, Architektin,
Unit Master AA London, Visiting Professor Sheffield University, Johan Hartle, Rektor der Akademie der bildenden Künste, Friedrun
Huemer, Psychotherapeutin, Peter Huemer, Journalist und Historiker, Caroline Kerschbaumer, Geschäftsführerin Zara, Konstantin
Kaiser, Geschäftsführer der Theodor Kramer Gesellschaft, Jakob Lena Knebl, Künstler*in, Martin Kušej, Künstlerischer Direktor
des Burgtheaters, Ferdinand Lacina, Bundesminister a. D., Dorit Margreiter, Professorin an der Akademie der bildenden Künste,
Friederike Mayröcker, Dichterin, Ariel Muzicant, Vizepräsident European Jewish Congress, Cornelius Obonya, Präsident der Aktion
gegen den Antisemitismus in Österreich, Elisabeth Orth, Schauspielerin, Peter Pirker, Zeithistoriker, Martin Pollack, Schriftsteller,
Florian Pumhösl, Künstler, Stella Rollig, Generaldirektorin Belvedere, Elie Rosen, Präsident Jüdische Gemeinde Graz, Dirk
Rupnow, Dekan der Philosophisch-Historischen Fakultät an der Universität Innsbruck, Anja Salomonowitz, Filmemacherin, Ashley
Hans Scheirl, Professor*in an der Akademie der bildenden Künste, Robert Schindel, Schriftsteller, Franz Schuh, Schriftsteller,
Ruth Sonderegger, Professorin an der Akademie der bildenden Künste, Eva Maria Stadler, Professorin an der Universität für
angewandte Kunst, Marlene Streeruwitz, Schriftstellerin, Angela Stief, Chefkuratorin Albertina modern, Christoph Thun-Hohenstein,
Generaldirektor Mak, Georg Stefan Troller, Filmemacher, VALIE EXPORT, Künstlerin, Hans-Peter Wipplinger, Museologischer Direktor
des Leopold Museums, Ivet Ćurlin, Nataša Ilić und Sabina Sabolović, What, How & for Whom/WHW, Heimo Zobernig, Professor
an der Akademie der bildenden Künste
Schandwache, Foto © Barbora Bereznakova
Bereits vor mehr als zehn
Jahren initiierte Martin Krenn (Lehrender an der Angewandten) mit Studierenden der Universität das Projekt
"Open Call zur Umgestaltung des Lueger-Denkmals in ein Mahnmal gegen Rassismus und Antisemitismus". Seinen Gastkommentar im
Standard kann man hier nachlesen:
https://www.derstandard.at/story/2000119599321/denkmalsturz-unvollendet
Arbeitskreis zur Umgestaltung des Lueger-Denkmals in ein Mahnmal gegen Antisemitismus und Rassismus
in Österreich: https://luegerplatz.com/idee.html
Die
Angewandte hat den Diskurs rund um eine Veränderung des Denkmals seit jeher eingefordert und gefördert und sieht
auch hier Bedarf zum Handeln.
Links zum Nachlesen: