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Call for Papers für das Studienjahr 2025/26 Vortragsreihe „Kunst – Forschung – Geschlecht“
Vortragsreihe des Office Diversität, Gleichstellung/Chancengerechtigkeit und Inklusion

Anti-Gender und digitale Autoritarismen

Die Vortragsreihe befasst sich im Studienjahr 2025/26 mit geschlechterfeindlicher Politik in Kunst, Kultur und Gesellschaft im digitalen Raum. Sie gibt Einblicke, wie reaktionäre Akteur*innen Konzepte von Gleichheit, Gerechtigkeit und sexuellen/reproduktiven Rechten bedrängen, insbesondere in und durch digitale Medien. Darüber hinaus werden künstlerische Praktiken und gesellschaftliche Allianzen beleuchtet, die diese Mediennarrative stören und Gegennarrative zu den antiliberalen, autoritären, diskriminierenden, rassistischen und extremistischen Ideologien generieren.

Ein Schlüsselelement der konservativen bis rechtsextremen Politik ist die transnationale Anti-Gender-Bewegung. In verschiedenen Ländern und Regierungen richtet sie sich speziell gegen die Gleichstellung der Geschlechter, die Geschlechterforschung und die so genannte „Gender-Ideologie“, d.h. gegen queere, nicht normative und trans* Personen. Die Anti-Gender-Bewegung ist keineswegs nur ein Randthema, sondern mit ihr wird – gemeinsam mit asyl- und migrationspolitischen Verhandlungen – der Grundstein für einen globalen, autoritären Wandel gelegt.

In den letzten Jahrzehnten sind wir mit dem Wiederaufleben von geschlechterfeindlichen Ressentiments, weißer Vorherrschaft, der Leugnung der Klimakrise und Faschismus bzw. Faschisierung als Trends auf digitalen Plattformen und in den sozialen Medien konfrontiert. Diese Trends führen eine autoritäre und rechtsextreme „Identitätspolitik“ in einen akzeptierten politischen Diskurs über. Die feindselige Ablehnung liberaler und progressiver Ideen auf populären Medienplattformen verschiebt den Diskurs auf breiter Front und erreicht dabei ein Publikum, welches weit über die Untergrundszene des Dark Web hinausgeht. Die aktuellen Online-Kulturkriege, die ihre autoritäre und rechtsextreme „Identitätspolitik“ als attraktiven und affektiv ansprechenden Nonkonformismus anbieten, um sich online abzugrenzen, sind daher äußerst ernst zu nehmen.

Hate Speech, unverhohlene Frauenfeindlichkeit, Homophobie, Transphobie, Islamophobie, Antisemitismus und eine natalistische Auffassung von Frauenrechten sind Teil der Hasskampagnen gegen intersektionalen Feminismus und LGBTQI+-Rechte, gegen Queer Studies usw.: Rechte Akteure leugnen die Existenz nicht-heteronormativer (weißer) Körper und stellen deren Bürgerrechte in Frage bzw. hebeln bestehende Verfassungsrechte aus. Sie propagieren Hass gegen intersektionelle Feminist*innen, People of Color, Queers usw., während sie irreführende Informationen liefern und neofaschistische Internet-Agitation betreiben.

Die Strategien der neuen und der alten Rechte beruhen auf spekulativer Kommunikation und der Verschiebung von Diskursen durch die Verzerrung von Fakten, offensichtliche Falschaussagen und falsche Verallgemeinerungen. Sie zielen darauf ab, das postmoderne oder sozialkonstruktivistische Argument, dass Wissen eine soziale Konstruktion ist, auf medienwirksame Weise umzukehren. Wie Hannah Arendt in Bezug auf den Faschismus feststellte, versucht der moderne Sophist nicht, Tatsachen zu leugnen, sondern die Lüge in eine (fiktive) Weltanschauung zu verwandeln. Politisch besorgniserregend ist heute die Verbreitung reaktionärer/autoritärer Ideen als „neue Medientrends“, die Diskriminierung und soziale Aggression begünstigen.

Wir suchen Präsentationen, die den digitalen Antigender-Autoritarismus hinterfragen und diese oder ähnliche Fragen stellen:

  • • Wie können kritische Kunst-/Medienpraktiken sich der „Normalisierung“ rechter Medientaktiken entgegenstellen?
  • • Wie können künstlerische Praktiken hegemoniale Mediennarrative unterbrechen und Gegennarrative schaffen zum reaktionären Ruf nach festen Territorien und homogenen Identitäten?
  • • Wie reagieren kritisch-emanzipative Kunst- und Forschungspraktiken auf die neueste Agenda der Rechten gegen „Wokeness“ in Kultur- und Bildungseinrichtungen?
  • • Während die extreme Rechte Feminist*innen ins Visier nimmt, gibt es auch (alte und neue) Verbindungen zwischen Feminismus und Faschismus (insbesondere in transphobischen Kontexten). Was sind ihre Ursprünge, wie gehen wir mit diesen gewaltsamen Überschneidungen um?

Zur Vortragsreihe:
Die Vortragsreihe „Kunst – Forschung – Geschlecht“ findet an der Universität für angewandte Kunst Wien statt und kann auch als Lehrveranstaltung absolviert werden.

Eingeladen sind Künstler*innen und Wissenschaftler*innen aller Disziplinen, sowie Aktivist*innen, ihre Perspektive zu obigen Fragestellungen vorzustellen. Wir laden insbesondere auch Nachwuchsforscher*innen ein, Abstracts einzureichen – zum Beispiel aus dem Bereich Ihrer Dissertation.

Vortragende erhalten ein Vortragshonorar von € 300 (inkl. Steuern/Abgaben), Reisekosten werden übernommen.

Pro Studienjahr werden acht Vorträge ausgewählt, die jeweils mittwochs an der Angewandten stattfinden. Die Dauer des Vortrages ist mit 45 bis maximal 60 Minuten angesetzt. An den Vortrag schließt eine Diskussion an.

Wissenschaftlich-künstlerischer Beirat: Sofia Bempeza, Maria Bussmann, Edith Futscher, Barbara Graf, Nanna Heidenreich, Kristina Pia Hofer, Anita Hosseini, Stefanie Kitzberger, Annette Krauss, Doris Löffler, Anna Spohn, Julia Sprenger, Jenni Tischer.

Lehrveranstaltungsleitung: Maria Bussmann, Konzept & Organisation der Reihe: Doris Löffler

Einreichungen bitte per E-Mail bis spätestens 15. April 2024 an gleichstellung@uni-ak.ac.at mit:

  • Arbeitstitel
  • Abstract (300 Wörter)
  • Kurzbiografie
  • Vollständigen Kontaktdaten

Einreichungen können in deutscher oder englischer Sprache erfolgen.

Wir bitten um Weiterleitung an Interessierte!

www.dieangewandte.at/kfg
Insta: angewandte_gleichstellung
Barrierefreiheit: www.dieangewandte.at/barrierefrei

Call for Papers for Academic Year 2025/26 Lecture Series “Art – Research Research – Gender”
 

Anti-gender and digital authoritarianism


In the academic year 2025/26, the lecture series looks at anti-gender politics and policies in art, culture and society in the digital realm. The series asks how reactionary actors dismantle concepts of equality, justice, and sexual/reproductive rights, especially in and through digital media. Furthermore, it wants to highlight artistic practices and societal alliances that disrupt these media narratives, and generate counter-narratives to the anti-liberal, authoritarian, discriminatory, racist and extremist ideologies.

The transnational anti-gender movement is a key element of conservative to far right politics. It specifically targets gender equality, gender studies, and so called “gender ideology,” meaning queer, gender non normative and trans people, across countries and governments. The anti-gender movement is by no means just a marginal issue: together with asylum and migration policy negotiations, it lays the foundations for global, authoritarian change.

The last decades have seen the resurgence of anti-gender resentment, white supremacy, the denial of climate crisis, and fascism as edgy trends on digital platforms and in social media environments. These trends are transforming authoritarian and right-wing extremist “identity politics” into an accepted political discourse. The hostile rejection of liberal and progressive ideas on popular media platforms shift the discourse broadly and successfully, while reaching audiences way beyond the sub-scenes of the dark web. The current online culture wars, which proffer their authoritarian and far-right ‘identity politics’ as an attractive and affectively engaging non-conformism to set oneself apart online, is thus to be taken extremely seriously.

Hate speech, blatant misogyny, homophobia, transphobia, islamophobia, antisemitism, and a natalist set of beliefs on women’s rights are part of the hatred campaigns against intersectional feminism and LGBTQI+ rights, against queer studies etc: Right-wing actors are deny the existence of non-heteronormative (white) bodies and challenge their civil rights, and/or erase established constitutional rights. They advocate hate against intersectional feminists, people of color, queers etc., while providing misleading information and producing neo-fascist internet agitation.

New Right and alt-right strategies are based on speculative communication, and displace discourses through the distortion of facts, obvious misstatements, and false generalizations. They aim to invert the postmodern or the social constructivist argument (that knowledge is a social construction) in a media-effective way. As Hannah Arendt has prominently noted in regard to fascism: the modern sophist does not seek to deny facts, but to transform the lie into a (fictional) worldview. What raises political concern today is the spread of reactionary/authoritarian ideas as ‘new media trends’ that favor discrimination and social aggression.

We are looking for presentations that interrogate anti-gender digital authoritarianism asking these or similar questions:

  • • How can critical art/media practices oppose the ‘normalization’ of the alt-right media tactics?
  • • In which ways can artistic practices create disruptions in hegemonic media narratives, and generate counter-narratives to the reactionary nostalgic path of fixed territories and identities?
  • • How do critical-emancipative art and research practices respond to the newest agenda of the Right against ‘wokeness’ in cultural and educational institutions?
  • • While the far right targets feminists, there are also (old and new) links between feminism and fascism (especially in transphobic contexts). What are their genealogies, how do we engage with these violent intersections?

About the Lecture Series:
The lecture series “Art – Research – Gender” will take place at the University for Applied Arts Vienna, and can be completed as an academic course.

Artists, scientists from all disciplines and activists are invited to share their perspectives on the questions mentioned above. We especially like to encourage young researchers to submit abstracts – for example, in the field of their dissertations.

Lecturers will receive a fee of € 300 (VAT included), travel expenses will be covered.

Usually eight lectures are selected per academic year, which all take place on Wednesday evenings at the University of Applied Arts Vienna. The lecture is scheduled to last between 45 and a maximum of 60 minutes. A discussion follows the lecture.

Scientific-artistic advisory board: Sofia Bempeza, Maria Bussmann, Edith Futscher, Barbara Graf, Nanna Heidenreich, Anita Hosseini, Stefanie Kitzberger, Annette Krauss, Doris Löffler, Kristina Pia Hofer, Anna Spohn, Julia Sprenger, Jenni Tischer.

Course management: Maria Bussmann, Concept & organization of the lecture series: Doris Löffler

Please submit proposals per email, until April 15, 2025 at the latest, to gleichstellung@uni-ak.ac.at including:

  • A working title
  • An abstract (300 words)
  • A short biography
  • Complete contact information

The submission can be in German or English.

Please forward this to anyone who might be interested. Thank you!

www.dieangewandte.at/kfg
Insta: angewandte_gleichstellung
The Angewandte barrier-free: www.dieangewandte.at/barrier-free