15. Oktober 2020
Die
Jury des diesjährigen Kunstpreises der Böttcherstraße in Bremen spricht der Künstlerin Ulrike Müller, ehemalige Studierende
der Malerei an der Angewandten, den mit 30.000 Euro dotierten Preis zu. Die Werke der Preisträgerin sowie der weiteren neun
nominierten Künstler*innen sind noch bis zum 1. November in der Kunsthalle zu sehen.
Die Angewandte
gratuliert!
Die Künstlerin Ulrike Müller (geboren 1971 in Brixlegg / Österreich, lebt
in New York City / USA) präsentiert in der Kunsthalle Bremen mehrere Wandarbeiten.
Das Zusammenspiel von klarer
Linie und Farbvariation kennzeichnet die Arbeiten von Ulrike Müller. Dafür bedient sie sich nicht der traditionellen Materialien
der Malerei, wie Öl auf Leinwand, sondern zeigt ihr Spiel mit Form und Farbe in Techniken, die zum Kunstgewerbe zählen. Den
großformatigen Teppich „Rug (estamos en contacto)“ hat eine mexikanische Weberei, mit der sie seit 2013 zusammenarbeitet,
nach ihren Entwürfen gefertigt. Die Werkgruppe „Sequitur“ von sieben kleinformatigeren Bildern hat Müller dagegen eigenhändig
in Emaille erstellt. Bei dieser Technik wird Glas unter Hitzeeinwirkung auf Metall geschmolzen und fixiert. Müllers Werke
sind von Linien geprägt, die, aus der Ferne betrachtet, klare Grenzen zwischen einfarbigen Farbfeldern bilden. Manche der
von vertikalen Achsen durchschnittenen Werke geben gegenständliche Motive zu erkennen, andere lassen solche höchstens erahnen
und regen so die Vorstellungskraft an. Müller weitet ihren Ansatz über die Bildwerke hinweg auf den Raum aus und hat eigens
für diese Ausstellung eine Wandmalerei entworfen, die ebenfalls mit kontrastierenden Farbflächen spielt. „ Farbige Wände verkomplizieren
das Verhältnis zwischen Figur und Grund innerhalb der Bilder und werfen Fragen dazu auf, wo sie beginnen und enden“, so die
Künstlerin. Während die Emaille-Bilder und der Teppich Farbflächen ohne Tiefenwirkung zeigen, verknüpft Müllers Wandmalerei
die Werke mit dem Raum – und umgibt uns dadurch mit ihrer Formwelt.
Die öffentliche Preisverleihung ist unter Vorbehalt
geplant für den Dienstag, 27. Oktober 2020, 19 Uhr.
Auf Grund der aktuellen Einschränkungen im internationalen Reiseverkehr
wird derzeit geklärt, ob und in welcher Form die Verleihung des Preises an die in den USA ansässige Künstlerin an diesem Termin
stattfinden kann.
Die Begründung der Jury:
„Ulrike Müller überzeugt
durch Abstraktion. Ihr Werk ist eine der präzisesten Positionen im Feld der feministischen und queeren Malereidiskurse der
Gegenwart. Widerstand und Eigenleben entstehen unter anderem im Verschwimmen von Grenzen. In ihren Web- und Emaille-Arbeiten
verschmelzen die Kanten von Materialien und Farben. Ulrike Müller verwendet handwerkliche Verfahren, mit denen die malerische
Form in eine distanzierte Präsenz gelangt.
Die eher in New York und Wien bekannte österreichische Künstlerin erfährt
durch den Kunstpreis Böttcherstraße erstmalig eine große Würdigung im deutschsprachigen Raum.“