Die öffentlich zugänglichen
Vorträge der Ringvorlesung besprechen Ansätze und Kritik im Feld der Transkulturellen Studien. Die vier miteinander verflochtenen
Stränge Ökologie, Ökonomien, Geschichte des europäischen Imperialismus und Kolonialismus sowie Praktiken der Kritik und des
Widerstands in Bild, Ton, Text und Übersetzungsprozessen, welche im Sommersemester 2021 eingeführt wurden, werden weiterverfolgt
und vertieft.
In den Gastvorträgen wird es auch darum gehen, scheinbar disparate Disziplinen
und Kulturen des Wissens und Lernens zusammenzudenken. Sie werden von Ökologie und emanzipativer Pädagogik, von Umweltgeschichte
und Faschismus, Sound(produktion) und postkoloniale Theorie, sowie kritischer Infrastrukturforschung handeln.
Nächster Termin:19.10.2022
17 Uhr
Auditorium VZA 7
"Wie
ich höre"
Popular Music und Sound Studies als repräsentationskritisches Theorieprojekt
Gastvortrag
von Prof. Dr. Johannes Salim Ismaiel-Wendt
Johannes Ismaiel-Wendts These lautet: Populäre Musik
ist postkoloniale Musik. Wenn wir heute Musik hören, verklammern wir Sounds, Melodien, Rhythmen, Instrumentierungen – bewusst
oder unbewusst – mit politischen Weltkarten oder Karten kultureller Repräsentation. Populäre Musik entsteht vor dem Hintergrund
kolonialistischer Logiken und verhält sich dazu – so oder so. Populäre Musiken sind nicht nur postkoloniale Begleitmusiken,
sondern sie sind auch Ouvertüren, welche kolonialen Phantasien erst einleiten oder widerständige Räume eröffnen.
Bevor
wir über komplexe Konzepte, wie politische Theorieprojekte, Repräsentationskritik oder Transkulturalität nachdenken, sensibilisiert
der Vortrag von Johannes S. Ismaiel-Wendt für ganz subtile Sounds neben den großen gespuckten Tönen. Im Vortrag und in der
anschließenden gemeinsamen Interpretationsrunde mit den Zuhörenden werden Intros in Populärer Musik und Opening Tracks von
Alben gehört. Es entsteht eine kleine Sammlung von Samples, die wir nach der These abhorchen, dass es in den ersten Sekunden
und Takten eines Tracks – nicht nur auf der textlichen Ebene – immer irgendwie auch darum geht, Positionen zu bestimmen: „Menschen
wie wir und keine Menschen wie wir. Der Ton der VerAnderung“ (Sabine Hark 2021: 60).
Der
Vortrag findet in deutscher Sprache statt. Wir bitten alle Teilnehmenden nach Möglichkeit für das gemeinsame Hören ihre eigenen
Smartphones, Tablets, usw. sowie Kopfhörer mitzubringen.
Johannes Salim Ismaiel-Wendt
Johannes
Salim Ismaiel-Wendt ist Professor für Musiksoziologie und Popular Music Studies an der Universität Hildesheim. Er ist Autor
von tracks'n'treks. Populäre Musik und Postkoloniale Analyse (2011), post_PRESETS (2016) sowie Mitherausgeber
von Translating HipHop (2012), Musikformulare und Presets (2018) und Postcolonial Repercussions
(2022).
Ismaiel-Wendt ist Gründungsmitglied des Kollektivs "ARK [Arkestrated Rhythm Komplexities]", einem
Kollektiv für postrepräsentative Sound-Vorträge und -installationen zu global verschränkten Geschichten von Musik, Sampling-Kulturen
und Drum Machines. ARK präsentierte und präsentiert seine Arbeiten auf zahlreichen Ausstellungen und in diversen Live-Sessions.