Culture on Demand (ABGESAGT)
Kulturpolitik aus der Perspektive des
Publikums
Europäisches kulturpolitisches Symposium. Ein Kooperationsprojekt der Angewandten
und EDUCULT
Die Ausgabe des europäischen Symposiums 2020 beschäftigt sich mit dem Thema Kulturpolitik aus
der Perspektive des Publikums - Culture on Demand.
Duchamp hat schon 1957 auf den essentiellen Beitrag des Betrachters
zum kreativen Akt beim Entstehen von Kunst hingewiesen. Darüber hinaus eröffnen sich im Rahmen „offener Kunstwerke“
(Umberto Eco) allen Menschen die Möglichkeit, an künstlerischen Prozessen zu partizipieren bzw. aktiv mit zu gestalten.
Culture on Demand - Kulturpolitik aus der Perspektive des Publikums
Nach
der Euphorie einer „Kultur für alle“ haben wir es heute mit hoch ausdifferenzierten Gesellschaften zu tun, in der Menschen
ganz unterschiedliche Zugänge zur Kunst pflegen. Im Rahmen der Veranstaltung wollen wir uns mit all denen, die selbst keine
Künstler*innen sind und sich doch mit Kunst auf jede mögliche Weise auseinandersetzen beschäftigen. Die Rede wird sein – je
nach gesellschaftspolitischem Anspruch – von ganz unterschiedlichen Kategorisierungen, die wahlweise Konsument*innen, Rezipient*innen,
Besucher*innen, Nutzer*innen und Publika unterscheiden. Zu ihnen gesellt sich eine neue Generation emanzipatorischer Ansprüche
wie Partizipation, Mitwirkung und Interaktion, Community Building oder Artistic Citizenship.
In ihrer Vielfalt
lassen sich all diese unterschiedlichen Zugänge nur sehr schwer auf einen gemeinsamen Nenner bringen. Dieser aber wäre nötig,
um einer traditionell starkauf Kunstproduktion gerichteten
Kulturpolitik ein entsprechendes Gegengewicht zu verleihen. Dies erscheint heute umso notwendiger, als die Teilhabeansprüche
derjenigen, die willens sind, sich mit Kunst auseinander zu setzen, am Markt der künstlerischen Angebote zuletzt stark gestiegen
sind. Eine solche ist aber auch geboten entlang einer demokratischen Verfasstheit, die einseitige Privilegierungen – und sei
es die von Künstler*innen – zunehmend in Frage stellen, wenn diese nicht ergänzt werden um diejenigen, für die und zunehmend
auch mit denen Kunst geschaffen wird.
Auf der Suche nach einer Neubewertung des Publikumsaspekts für eine solcherart
demokratisch legitimierte Kulturpolitik sollen nicht nur grundlegende kunsttheoretische Überlegungen angestellt sondern in
ein Verhältnis gebracht werden zu Praxisformen des Kunstbetriebs, die ein neues Verhältnis zu seinem Publikum suchen. Dazu
gehört aber auch die Beschäftigung mit Megatrends wie Ökonomisierung, Digitalisierung und Mediatisierung, Internationalisierung,
das Wiederaufflammen ethnischer Konflikte und damit verbundene Identitätskonzepte, Migration und Fluchtbewegungen sowie die
Verschärfung sozialer Ungleichheit und damit verbundene Konsequenzen für das kulturelle Verhalten und damit für die Entwicklung
neuer Publikumsstrategien.
Eine Reihe namhafter europäischer Expert*innen wird die aktuellen, empirisch nachvollziehbaren
Datenlagen im Bereich der Publikumsentwicklung präsentieren. Sie werden Initiativen vorstellen, die Kunsteinrichtungen dabei
unterstützen, ihre kommunikativen Kompetenzen mit dem Publikum weiter zu entwickeln, um so die Relevanz von Kunst für ein
interessiertes bzw. interessierbares Publikum zu erhöhen. Verhandelt werden sowohl Ergebnisse europäischer Projekte zu Audience
Development wie ausgewählte Studien aus vorrangig nationalstaatlicher Sicht. Dazu kommen einzelne Künstler*innen-Positionen,
die sich auf die Suche nach einem neuen Verhältnis zu ihren Publika gemacht haben.
In einem abschließenden Plenum
sollen mit führenden Vertreter*innen des Kunstbetriebes aus unterschiedlichen künstlerischen Sparten neue Möglichkeiten ausgelotet
werden, wie eine konzeptionelle Weiterentwicklung des Kulturbetriebs im Zusammenwirken mit dem Publikum gelingen kann.
Ziel der Veranstaltung ist die Entwicklung eines neuen Sets an kulturpolitischen Maßnahmen, die sich in einer ebenso
demokratisch wie marktwirtschaftlich verfassten Gesellschaft wissen und die mithelfen können, den Widerspruch zwischen autonomen
Kunstansprüchen und den Erwartungshaltungen des Publikums aufzulösen.
Programm:
9:30 – 10:00
Begrüßung: Gerald Bast / Rektor der Universität für angewandte Kunst Wien
Einführung: Michael Wimmer / Angewandte/EDUCULT,
Wien
10:00 – 11:00 Positionsbestimmungen
Stefan Heidenreich / Demokratisierung des
Kunstbetriebs / Autor in den Forschungsfeldern Medien, Ökonomie und Kunst/Berlin
Jonathan Goodacre / Audience Development
Agency London
11:00 – 11:30 Pause
11:30 – 13:00
Europäische Kulturpolitiken auf der Suche
nach ihren Publika
Christina Da Milano / Expertin in Museumspädagogik und Kommunikation, Italien, Mitwirkende
an einem europäischen Forschungsprojekt zu Audience Development
Gerhard Gröchenig / Europäisches Projekt Audiencing
im Theaterbereich
Marton Szarvas / Kulturforscher Budapest
Kristof Nagy / Kulturforscher Budapest
Moderation:
Michael Wimmer / Angewandte/EDUCULT, Wien
13:00 – 14:00: Mittagspause
14:00
– 15:30 Was wir von BesucherInnen wissen und was wir daraus machen
Irene Knava / Audiencing
Martin
Tröndle / Nichtbesucher*innen-Forschung, Prof. an der Zeppelin Universität
Ivana Scharf / freie Kulturmanagerin
Tobias
Knoblich / Kulturwissenschaftler, Kulturmanager und parteiloser Kulturpolitiker, Präsident der Deutschen Kulturpolitischen
Gesellschaft
Moderation: Constanze Wimmer/Vizerektorin der Kunstuniversität Graz und Prof.in für Musikvermittlung
15:30 – 16:00 Kaffeepause
16:00 – 17:30 Panel
Über den neuen Umgang
mit dem Publikum
Anne Wiederhold / Brunnenpassage
Rob Streelevar / Intendant des Nederlands Philharmonic
Orkest
Christopher Widauer / Digital Development/Staatsoper Wien
Norbert Trawoeger / Bruckner Orchester Linz
Moderation: Aron Weigl / EDUCULT
17:30 – 18:00 Präsentation von Arbeiten Studierender des Masterstudiums
Social Design
Construction Choir Collective, Wien
18:00 – 20:00 Abschlussplenum:
Wem
gehört die Kultur?
Bundesministerin Ulrike Lunacek (angefragt)
Marie Rötzer / Landestheater St.Pölten
Ivet Ćurlin, Nataša Ilić & Sabina Sabolović / Kunsthalle (angefragt)
Kira Kirsch / brut
Christian Kircher
/ Bundestheaterverband
Nada El-Azar, das biber
Moderation: Stephan Hilpold / Der Standard
Eine
Veranstaltung der Universität für angewandte Kunst Wien
Termin: 30. April 2020
Ort: FLUXII
Vordere Zollamtsstraße 7, A-1030 Wien