Threads of Life – Textiles in Medicine and the Arts
Angewandte Interdisciplinary Lab
Obwohl Textilien in der Medizin seit jeher
unverzichtbar sind, wurde ihre Rolle in diesem Kontext bislang nur unzureichend erforscht. Vom chirurgischen Faden über Wundauflagen,
Tücher, Binden und Schutzkleidung bis hin zum Krankenhausbett sind sie aus der Heilpraxis nicht wegzudenken. Die Beziehung
zwischen den Textilien in der Kunst, der Medizin und dem Wohlbefinden ist jedoch noch viel weitreichender. Sie umfasst unter
anderem die Anwendung von Techniken wie Stricken, Häkeln, Weben oder Flechten bei der Entwicklung von Transplantaten oder
chirurgischen Netzen.
Der Einsatz von Textilien ist allerdings auch ambivalent. In psychiatrischen
Einrichtungen fanden sie zur Ruhigstellung der Patient*innen Verwendung, doch nutzten diese die Textilien auch zur Gestaltung
ihrer Umgebung oder kreierten daraus Körperhüllen als Überlebensstrategie. Textilien können auch gesundheitsschädigend wirken:
Abgesehen vom Zufügen schädlicher Substanzen, werden sie in der Mode seit Jahrhunderten verwendet, um den Körper nach Schönheitsidealen
zu (ver-)formen und zu disziplinieren. Die visuelle Kunst und die künstlerische Forschung reflektieren diese diffizilen Beziehungen
in vielfältiger Weise. Künstler*innen verwenden Textilien, um die Verletzlichkeit des menschlichen Körpers, seinen fortschreitenden
Verfall und den drohenden Tod zu verdeutlichen, aber auch um zu zeigen, wie komplex zwischenmenschliche Beziehungen sind.
Sie lenken die Aufmerksamkeit auf die (Selbst-)Pflege, das Verständnis der menschlichen Anatomie, die Wahrnehmung der eigenen
Körperlichkeit und auf die Art und Weise, wie Textilien zu existenziellen Verkörperungen werden können. Über die metaphorischen
„Threads of Life“ hinaus verbindet das Vernähen das Handwerk der Chirurgie mit dem der Schneiderei. Die Ausstellung entfaltet
vielfältige Beziehungen zwischen Textilien, Medizin und Kunst. Sie bringt historische Objekte und zeitgenössische künstlerische
Positionen in einen Dialog, der produktive Spannungen erzeugt.
Künstler*innen:
Sonja Bäumel,
Pascale Maxime Ballieul, Camille Borchert, Ida Flora Frantal, Raja Goltz, Barbara Graf, Ruth Anderwald + Leonhard Grond, Elizabeth
McGlynn, Ute Neuber, Katharina Sabernig, Hannah Schwab, Yuliia Strykovska, Leo Ruben Enosch Zellweger
Kuratorisches
Team:
Monika Ankele (Medical University of Vienna), Barbara Graf (University of Applied Arts Vienna), Katrin
Pilz (Ludwig Boltzmann Institute for Digital History, Vienna), Monika Pietrzak-Franger (University of Vienna), Barbara Putz-Plecko
(University of Applied Arts Vienna), Katharina Sabernig (University of Applied Arts Vienna), Georg Vasold (University of Vienna).
The curatorial team is part of the transdisciplinary working group History of Medicine and Medical/Health Humanities of
the Austrian Academy of Sciences.
Save the Date:
Die Ausstellung wird von der interdisziplinären
Konferenz "Threads of Life – Textiles in Medicine and the Arts" begleitet: 20. Juni 2023, 10:00–18:30
Threads of Life – Textiles in Medicine and the Arts
Angewandte
Interdisciplinary Lab
Termine
Ausstellungseröffnung
13. Juni 2023 - 18:00
Angewandte Interdisciplinary
Lab, Otto Wagner-Postsparkasse, 1010 Wien
Ausstellungsdauer
14.
Juni 2023 - 14. Juli 2023
Angewandte Interdisciplinary Lab, Otto Wagner-Postsparkasse, 1010
Wien