Die Ringvorlesung ist Teil des
ÆSR Lab - Applied/Experimental Sound Research Laboratory. ÆSR Lab ist ein Kooperationsprojekt
der Universität für angewandte Kunst Wien (Zentrum Fokus Forschung) und dem
Artistic Research Center (ARC), des Instituts
für Komposition, Elektroakustik und Tonmeister*innen-Ausbildung (IKE) der mdw – Universität für Musik und darstellende
Kunst Wien sowie dem
Phonogrammarchiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. ÆSR Lab wird durch das BMBWF
und in Kooperation mit der Recovery and Resilience Facility (RRF) der EU finanziert.
29.05.2024 17:00 UhrOrt: Rustenschacherallee 2–4
BERNHARD LEITNER: SOUNDBODYSPACEWir hören nicht nur
mit den Ohren, sondern mit dem ganzen Körper – wobei ich mit dem Knie besser höre als mit der Wade.
Bernhard
Leitner (*1938) realisiert seit 1968 Ton-Raum-Arbeiten. Er studierte Architektur an der TU Wien, war als Urban Designer im
Stadtplanungsamt von New York tätig und lehrte ab 1971 als Professor an der New York University. Von 1987 bis 2005 war er
Professor für Medienübergreifende Kunst an der Angewandten in Wien. Ausstellungen u.a. im PS1 New York, Documenta 7, Biennale
Venedig, ZKM Karlsruhe, Museum moderner Kunst Wien, Akademie der Künste Berlin, Musée d’art moderne de la Ville de Paris,
Kunsthalle Bremen, Ars Electronica, Kunstfest Weimar, Tiroler Landesmuseum, Nationalgalerie Berlin im Hamburger Bahnhof, Kolumba
Museum Köln. Permanente Installationen u.a. Ton-Raum TU Berlin, LE CYLINDRE SONORE, Parc de la Villette Paris, Ton-Raum Buchberg,
Klangstein Kulturbezirk St. Pölten. Leben
Nach der Matura 1956 am Akademischen Gymnasium Innsbruck studierte Bernhard
Leitner Architektur an der Technischen Hochschule in Wien. Von 1963 bis 1966 arbeitete er unter anderem Mitarbeit im AUA (Atelier
d’urbanisme et d’architecture) und im Atelier Paul Bossard mit. Von 1969 bis 1971 war er als Urban Designer im Department
of City Planning von New York tätig, und ab 1972 Associate Professor und Co-Direktor des Studienprogramms Urban Design-Humanistic
Perspectives an der New York University. Von 1982 bis 1986 lebte er als freischaffender Künstler in Berlin. Ab 1987 Übernahme
der Meisterklasse für Medienübergreifende Kunst an der Universität für angewandte Kunst in Wien (Emeritierung 2005).
Mario de Vega : “Artist Talk"
Through relations between energies and systems produced by
induced situations, electronic interfaces and architectonic interventions, Mario de Vega's work evokes listening settings
whether the body still listening, or only believes to listen.
His work has been exhibited in Mexico, North America,
Chile, South Africa, India, South Korea, China, Russia, Japan and in multiple contexts througout Europe. He has been guest
artist and lecturer at City University of Hong Kong, Universität der Künste Berlin, Rijksakademie Amsterdam, Internationales
Musikinstitut Darmstadt, Technische Universität Berlin, Ecole Nationale Supérieure des Beaux Arts de Paris, Kyushu University,
écal and Centro among others.
Since 2020, Mario de Vega is Professor at the Kunsthochschule Kassel. https://mariodevega.info
/ https://ftp-direct.media
Vergangene Veranstaltungen:
Natalia Domínguez Rangel : “Exploring the Intersection of sound in sculpture”
In her research,
the focus lies on highlighting how critical listening can establish connections across various acoustic ecologies beyond human-generated
sounds. The intertwining of sound and sculpture is a central theme, with sculptures envisioned as dynamic acoustic "sanctuaries"
rather than static forms, designed to encapsulate unique sound concepts and recordings. By blurring the boundaries between
sound and form, her works invite viewers to immerse themselves in a realm where tangible art transcends into the ethereal,
triggering imagination and inviting contemplation of materiality, spatiality, memory, temporality, and expression. Through
a feminist lens, emphasis is placed on body autonomy, empowerment, inclusivity, and solidarity, advocating for silenced voices
and a broader exploration of acoustic agency. The sculptures utilize sonic memories, archives and materials with sonic qualities,
integrating a variety hardwares to create specific sonic experiences within the artwork, ultimately encouraging critical listening
and a deeper understanding of our interconnectedness with the environment.
Natalia Domínguez Rangel
is a Colombian/Dutch visual artist and music composer currently living and working in Vienna and Amsterdam. Her practice includes
making sculptures, installations, and performances, her work delves into the intersection of sound and sculpture.
Domínguez
Rangel has exhibited her works throughout Europe and Latin America in various contexts, from festivals, to galleries, museums
and interventions in public spaces. She is a docent in the field of sound studies since 2017 at Design Art Technology department
of ArtEZ, Arnhem, NL. Domínguez Rangel is also the winner of the music composition prize Tera de Marez Oyens in The Netherlands.
Has taught and give lectures at Universität für Musik und Darstellende Kunst (mdw), Die Angewandte and the Akademie der bildenden
Künst in Vienna (AT), Kunstuniversität Linz, Skulptur Linz w/Gelitin. Future lectures planned at the department of Sound Art
at Columbia University in New York (USA).
24.04.2024
Brandon LaBelle: “Sounding Cosmopoetical
Futures”
Sounding Cosmopoetical Futures
Klangerfahrungen können so verstanden werden, dass
sie uns schwächen und uns anfällig machen für die lauten Intensität des weltlichen Kontakts und des Miteinanders. Doch eine
solche Verletzlichkeit ist auch die Grundlage für persönliche und kollektive Bewegungen, durch die sich Gemeinschaften um
bestimmte Musik, Stimmen, Bedeutungen sowie poetische weltbildende Aktivitäten bilden. Klang ist eine lebendige Angelegenheitund
kann als Grundlage für Ökologien der Beziehung und des erfahrungsbezogenen Wissens dienen. Durch die Erkundung dieser Perspektiven
ermöglicht dieser Vortrag einen spekulativen Raum für die Betrachtung von Klang als lebendige Materie, die zu neuen Entwicklungsstrategien
beitragen kann. Dazu gehört auch eine Auseinandersetzung mit dem Zuhören, und auf welche Weise sich das Zuhören über sichtbare
und unsichtbare, menschliche und übermenschliche Welten erstreckt. Als solches kann das Zuhören Gesten des Mitgefühls und
der Fürsorge fördern und widerstandsfähige Formen von Gegenseitigkeit und Empathie sowie die kreative Evokation kosmopoetischer
Zukünfte.
Brandon LaBelle ist ein in Berlin lebender Künstler, Autor und Theoretiker. Seine Arbeit
konzentriert sich auf Fragen von Agency, Gesellschaft und Gemeinschaft, Pirate-Culture sowie Poetik. Dies zeigt sich u.a.
in einer Reihe von kollaborativen und
und außerinstitutionellen Initiativen, darunter: The Listening Biennial and Academy
(2021-), Communities in Movement (2019-23), Oficina de Autonomia (2017), The Living School (mit South London Gallery, 2014-16),
The Imaginary Republic (2014-19), Dirty Ear Forum (2013-), Surface Tension (2003-2008), und Beyond Music Sound Festival (1998-2002).
Im Jahr 1995 gründete er Errant Bodies Press, ein unabhängiges Verlagsprojekt, das die Arbeit in den Bereichen Klangkunst
und Studien, Performance und Poetik, künstlerische Forschung und zeitgenössisches politisches Denken. Seine Veröffentlichungen
umfassen: Dreamtime X (2022), The Other Citizen (2020), Sonic Agency (2018), Lexicon of the
Mouth (2014), Acoustic Territories (2010, 2019), und Background Noise (2006, 2015). Sein neuestes Buch
im Feld der Sound Studies, Acoustic Justice (2021), plädiert für ein akustisches Modell, das sich mit Fragen der
sozialen Gleichheit befasst.
10.04.2024
Anette Hoffmann: “Knowing by Ear”
Albert
Kudjabo (Demokratische Republik Kongo) und Stephan Bischoff (Togo) produzierten beide Aufnahmen mit deutschen Sprachwissenschaftlern
in Kriegsgefangenenlagern des Ersten Weltkriegs (1917). Ihre gesprochenen Texte kommentieren die koloniale Ausbeutung und
die gewalttätigen Praktiken der Mission. Diese Aufnahmen wurden vor mehr als einem Jahrhundert archiviert, waren aber bisher
im öffentlichen Raum nicht zu hören.
Albert Kudjabo bringt den kolonialen Abbau des Goldes in Kilo und dessen dramatische
Auswirkungen auf die Lebensgrundlagen in der Region mit den Geschlechterverhältnissen in Verbindung; Stephan Bischoff, der
in einer Missionsstation aufgewachsen ist, erwähnt die historische Zerstörung eines Schreins in Krachi (heute Ghana) durch
deutsches Militär. Anette Hoffmann geht diesen archivarischen Spuren in ihrem neuen Buch Knowing by Ear nach. In zwei Installationen
mit den Aufnahmen versucht sie zudem, Übersetzungen dieser opaken Texte zu produzieren, die ein breiteres Publikum ansprechen
und so die Beschlagnahme der kolonialen Klangarchive aufheben können. In ihrem Vortrag stellt sie ihre Arbeit an Tonsammlungen
in Bezug auf ihre Forschung und künstlerische Praxis vor.
Anette Hoffmanns Forschung, und ihre kuratorischen und
künstlerischen Arbeiten beschäftigen sich mit Tonaufnahmen aus dem kolonialen Archiv als alternative historische Quellen (siehe
anettehoffmann.com). Ihre jüngsten Bücher sind Knowing by Ear (Duke University Press 2024) und Listening to Colonial History
(BAB 2023).
Moderation: Jasemin Khaleli (Phonogrammarchive, ÆSR Lab)
22.03.2024
Mel E Logan
(VooCha, Chicks on Speed, UniCAT Records) begann mit dem Produzieren und Komponieren elektronischer Musik, während sie Malerei
an der Akademie der Bildenden Künste München studierte. Logans Praxis der Malerei, Musik und Performance kommt im Format von
Audio-Skulpturen zustande, mittels derer die Teilnehmer*innen die Musik performen. Dabei arbeitet sie mit einem hybriden Format,
das zwischen Klangerzeugung und Instrumentenbau liegt. Elektromagnetismus, die Bewegung des menschlichen Körpers sowie
daraus erzeugte Daten sind Themen, mit denen sich Logans Arbeit in einem teilweise analogen Format auseinandersetzt. Maschinen
als Erweiterungen der menschlicher Fähigkeiten.
Als Gründerin von Chicks on Speed hat Logan im Centre Pompidou,
in der Tate Britain, im Beirut Art Center, im Moog Lab Trinity College Dublin, im Museum Tinguely Basel, im Art Science Museum
Singapur, im MoMA PS1, in der Royal Festival Hall London UK und im ZKM Zentrum für Kunst und Medientechnologie, Karlsruhe
ausgestellt und performt. Mel E. Logans Kunstwerke befinden sich u.a. in den Sammlungen von Agustin Sanchez Vidal, Madrid
ES, Dr. Stephanie Bohn, Bonn DE, Museum für Kommunikation Frankfurt DE, und dem Museum of New Zealand Te Papa Tongarewa, NZ.
In ihren Lehrveranstaltungen an der Angewandten spannt sie den Bogen von der Theorie zur Aktion und Praxis und vice
versa.
13.03.2024
Hui Ye konzentriert sich auf die sozialpolitischen Aspekte des Zuhörens und Sprechens und
untersucht in ihren jüngsten Projekten die Verflechtung zwischen der auditiven Dimension des kollektiven Gedächtnisses und
der (institutionellen) Geschichtsschreibung. Neben der Untersuchung des strukturellen Narrativs persönlicher Emotionen, die
von der Klangkultur beeinflusst werden, konzentriert sich ihre Forschung auch auf das Thema der (digitalisierten) Stimme,
um die Überschneidung von Identitäten, Spiritualität und der mündlichen Interaktion zwischen Mensch und Maschine zu untersuchen.
Hui Ye (geboren in Guangzhou, CN) ist eine in Wien lebende Künstlerin und Komponistin. Sie arbeitet
mit verschiedenen Medien, darunter experimentelle Dokumentarfilme, Video- und Audioinstallationen, und befasst sich häufig
mit dem sozialpolitischen Aspekt des Zuhörens und dem sich ständig verändernden Prozess der sozialen Identität des Einzelnen
sowie mit dessen Manifestation in Technologie und Klangkultur. In ihren jüngsten Projekten ist das Thema der (digitalisierten)
Stimme ein wesentlicher Bestandteil ihrer Forschung. Hui Ye ist Preisträgerin des Kunsthalle Wien Preises 2018 und Mitbegründerin
von Mai Ling - einem queer-feministischen asiatischen Künstlerkollektiv. Ihre Arbeiten wurden zuletzt in der Kunsthalle Wien,
der Wiener Secession, dem Belvedere 21 (AT), dem Jim Thompson Art Center (TH), der Lothringer 13 (GE), der WRO Media Art Biennale
(PL) und dem Timesmuseum Guangzhou (CN) gezeigt.
Hui Ye | 葉慧
yehui.org