Vier Studierende des
Social Design Studio der Universität für angewandte Kunst Wien verfolgen mit ihrer Gründung des Schwimmvereins Donaukanal
das Ziel, die traditionsreiche Schwimmkultur im Donaukanal wieder aufleben zu lassen. Vor 100 Jahren noch ein beliebter Badeort
in Wien, ist der Donaukanal heute als Schwimmgewässer in Vergessenheit geraten, obwohl dort offiziell das Schwimmen legal
ist. Die Initiative des Schwimmvereins, als partizipatives Projekt an das KUNST HAUS WIEN andockend, will den 850.000 m2 großen
„flüssigen öffentlichen Raum“ Donaukanal wieder in das Bewusstsein der Wienerinnen und Wiener rücken und die Nutzung als Naherholungsraum
erweitern.
KUNST HAUS WIEN als Ausgangspunkt für Schwimmerinnen und SchwimmerSchon
der Künstler und Gründer des KUNST HAUS WIEN Friedensreich Hundertwasser bezeichnete den Donaukanal als sein „erstes Meer“
und durchquerte ihn regelmäßig als Schwimmer. Das Museum bildet die Ausgangsstation mit Schließfächern und Umkleidekabinen
für individuelle Schwimmgänge – auf eigene Gefahr. Darüber hinaus können Handtücher und Badeschlapfen im Museum ausgeliehen
werden. Vom Garten des am Donaukanal gelegenen KUNST HAUS WIEN im dritten Wiener Gemeindebezirk können die einzelnen Schwimmerinnen
und Schwimmer zu naheliegenden Einstiegsstellen spazieren und sich im Donaukanal mit der Strömung ca. 450 Meter südlich treiben
lassen. Der Schwimmverein informiert auch über geeignete Ein- und Ausstiegsflächen und die Empfehlungen für Flußschwimmerinnen
und -schwimmer, die es zu beachten gilt.
Schwimmgespräche mit Expertinnen und ExpertenDie Recherche zum Thema „Urbanes Schwimmen“ führte den Schwimmverein nicht nur zu eigenen Schwimmerfahrungen und zum historischen
Hintergrund, sondern ergab vor allem einen Austausch mit anderen, die sich des Themas annahmen oder eigene Erfahrungen beitragen
konnten.
So beispielsweise mit:- Stephan Hann vom Institut für analytische
Chemie der Universität für Bodenkultur Wien, der erklärt, warum er persönlich wenig Bedenken hätte, in den Donaukanal zu springen.
- Schweizer
Flussschwimmerinnen und -schwimmern, die von der Normalität des urbanen Flussbadens in Städten wie Basel, Bern oder Zürich
erzählen und berichten, wie sich städtisches Schwimmen in der Schweiz zu einem Massenphänomen entwickeln konnte.
- Sozio-Ökonom
Andreas Novy (Wirtschaftsuniversität Wien), der die Wichtigkeit attraktiver Naherholungsgebiete für eine Alltagsökonomie
betont.
- Eisschwimmer, Weltrekordhalter und Gründer des Eis- und Winterschwimmverbands Wien Josef Köberl, der
von seinen Schwimmerfahrungen rund um das Jahr im Donaukanal berichtet. Er legt in seiner Mittagspause regelmäßig eine Trainingseinheit
ein und kühlt sich dort ab. Er erzählt vom Donaukanal als ganzjährige Erfrischung - die Wassertemperatur übersteigt auch im
Sommer nur selten 20 °Celsius.
- Ernst Gerhard Eder, Kulturanthropologe und derzeit am Institut für Wirtschafts-
und Sozialgeschichte der Universität Wien lehrender Verfasser des Bandes Bade- und Schwimmkultur in Wien,
leitet aus seinen historischen Studien ein Plädoyer für einen aktuellen urbanen Wiener Schwimmgenuss ab.
Sowie
mit:- Judith Eiblmayr (Architektin und Donaukanal-Forscherin),
- Paul Haber (Schwimmer und
Präsident des SC HAKOAH),
- Gabu Heindl (Architektin und Aktivistin),
- Jakob Travnik (nanotourism-Forscher, TU
Wien Architektur),
- Peter Weniger (Künstler und Total Immersion inspirierter Schwimmlehrer),
- Cornelia Ehmayer-Rosinak
(Stadt Psychologin)
- Christina Schraml (Urbanistin, Universität für angewandte Kunst Wien)
Historische
SchwimmtraditionVor 100 Jahren noch ein üblicher Badeort, ist der Donaukanal inzwischen zu einer aquatischen
No-Go-Zone geraten. Bereits 1827 wurde das erste Strombad im Donaukanal eröffnet, eine Schiffbadeanstalt, in der man sich
in einer von einem Boot getragenen Käfigkonstruktion im Kanalwasser zunächst waschen und später auch erste Schwimmversuche
machen konnte. Im frühen 20. Jahrhundert erlangte der Schwimmwettbewerb “ „Quer durch Wien“ enorme Beliebtheit. Einige der
wiederholten Schwimmchampions gehörten dem Schwimmclub SC HAKOAH an. Antisemitische Polemik sowie die beiden Weltkriege brachten
jedoch schließlich die regelmäßig stattfindenden Sportveranstaltungen zum Erliegen. Noch in den 1930er-Jahren hatte die Zeitung
Der Abend die Ufer des Donaukanals ironisch als „Riviera der Arbeitslosen“ beschrieben und widmete dem Kanal im Sommer
1933 eine umfangreiche Reportage.
Der Schwimmverein DonaukanalGegründet wurde der
Schwimmverein Donaukanal von Amanda Sperger, Amelie Schlemmer, Ana Mumladze und Fabian Ritzi im Social Design Studio der Universität
für angewandte Kunst Wien mit dem Ziel der Erforschung der Beschwimmbarkeit des Donaukanals sowie der Reaktivierung des Bewusstseins
und der Freude am Städteschwimmen. Seit Februar 2020 recherchierten die Gründungsmitgliedern mit Expertinnen- und Expertengespräche
die erforderlichen Schwimmkonditionen von der Wasserqualität bis hin zur politischen Dimension in Zeiten von urbaner Überhitzung
und Klimakrise. Mit der sozialen Struktur durch den Verein haben Schwimmerinnen und Schwimmer die Möglichkeit, ihre Erfahrungen
im Donaukanal miteinander zu teilen und durch die individuellen Schwimmspaziergänge Wien zu erkunden. Darüber hinaus geht
es dem Verein darum Vorhandenes mit neuem Blick zu betrachten und so ein nachhaltiges Angebot für Abkühlung im Angesicht der
sich immer stärker erhitzenden Stadt zu schaffen.
Programm und weitere Informationen:
www.schwimmvereindonaukanal.orgWeitere Termine im Sommer 202016.7 | 23.7 | 30.7 16:00 and 18:00
~ Walk & Talk with invited guest voices along the banks of Donaukanal
+
Liquid Public Space Drinks
+ Pommes Frites
+ Donaukanal Tunes
~ lockers, changing cabins and towels (deposit + 2€) for swimmers available all summer during opening hours of Kunst
Haus (daily 10:00–18:00)
~ surprise events & activities to be announced on our
website.