Joachim Paech: Kino/Film und Gemälde/Galerie – Bilder im kulturellen Crossover

Medientheorie

Die Basis des Vortrags ist ein fast vierstündiger Film, bestehend aus ca. 90 Filmausschnitten
mit Gemäldegalerien als  Schauplatz ihrer Handlung in allen möglichen Gattungen und Genres. Dabei hat sich gezeigt, dass das Auftauchen der Gemäldegalerien im Spielfilm seit den 1960er Jahren als ein Symptom für die Krise des Kinos gewertet werden kann (‚der Film verlässt das Kino‘).
Mit Kino (‚Black box‘) und Gemäldegalerie (‚White cube‘) begegnen sich zwei unterschiedliche, ja gegensätzliche Formen der Darstellung und Wahrnehmung von Bildern. Während das Kino immer mehr Ereignisse anderer performativer Künste aufnimmt (Museum, Theater, Oper, Konzert), fügt die Gemäldegalerie (oder das Museum) zunehmend Bewegtbilder (Video, Film) in seine Ausstellungen ein. Schließlich durchdringen sich Film und Gemälde im digitalen Stream auf den Displays von Smartphones und iPads im Oberflächendesign, wo auch ihre ursprüngliche Gegensätzlichkeit durch die permanente Anreicherung (‚enrichment‘) des einen mit dem anderen wie in der Warenwelt und Werbung aufgehoben ist. Hier wie dort gibt es nichts wirklich Neues, sondern angereicherte Varianten desselben.

Joachim Paech (Dr., emeritierter Professor für Medienwissenschaft an der Universität Konstanz). Forschungsschwerpunkte: Theater- und Literaturgeschichte, Film-(Theorie, Geschichte, Analyse) und Intermedialität des Films mit den bildenden Künsten. www.joachim-paech.com.
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Joachim Paech
Gastvortrag