Gürsoy Doğtaş: Bleiben in der Fremde
Institut
für Kunst und Gesellschaft
Die Ausstellung Bleiben in der Fremde zeigt künstlerische Artikulationsformen
in Reaktion auf die soziale und politische Situation der Arbeitsmigrant_innen im „Gastarbeiter“-System Westeuropas. Die Arbeiten
fokussieren auf die 1970er und sind zum Großteil auch in dieser Zeit des Anwerbestopps und des aufkommenden Integrationsparadigmas
entstanden: Eine Zeit, in der die Arbeitsmigrant_innen aus der Türkei für Arbeits- wie auch Bürger_innenrechte kämpften und
dem Integrationsparadigma mit der Forderung nach An- und Einpassung berechtigterweise skeptisch gegenüberstanden. Kuratiert
von Gürsoy Doğtaş & Nina Tabassomi
Bleiben in der Fremde
Eröffnung: Freitag,
17. März 2023, 19 Uhr
Cana Bilir-Meier, Semra Ertan, Sohrab Shahid Saless, Nil Yalter, Hanefi Yeter
Mein Name ist Ausländer,
Ich arbeite hier,
Ich weiß, wie ich arbeite,
Ob die Deutschen es auch wissen?
Meine Arbeit ist schwer,
Meine Arbeit ist schmutzig.
Das gefällt mir nicht, sage ich.
„Wenn dir die Arbeit
nicht gefällt,
Geh in deine Heimat“, sagen sie.
Meine Arbeit ist schwer,
Meine Arbeit ist schmutzig,
Mein
Lohn ist niedrig.
Auch ich zahle Steuern, sage ich.
Ich werde es immer wieder sagen,
Wenn ich immer wieder
hören muss:
„Suche dir eine andere Arbeit.“
Aber die Schuld liegt nicht bei den Deutschen,
Liegt nicht bei
den Türken.
Die Türkei braucht Devisen,
Deutschland Arbeitskräfte.
Mein Land hat uns nach Deutschland verkauft,
Wie Stiefkinder,
Wie unbrauchbare Menschen.
Aber dennoch braucht sie Devisen,
Braucht sie Ruhe.
Mein
Land hat mich nach Deutschland verkauft.
Mein Name ist AUSLÄNDER.
[Semra Ertan, Mein Name ist Ausländer, 1981, Originalfassung]
Die Ausstellung Bleiben in der Fremde zeigt künstlerische Artikulationsformen in Reaktion auf die soziale
und politische Situation der Arbeitsmigrant_innen im „Gastarbeiter“-System Westeuropas. Die Arbeiten fokussieren auf die 1970er
und sind zum Großteil auch in dieser Zeit des Anwerbestopps und des aufkommenden Integrationsparadigmas entstanden: Eine Zeit,
in der die Arbeitsmigrant_innen aus der Türkei für Arbeits- wie auch Bürger_innenrechte kämpften und dem Integrationsparadigma
mit der Forderung nach An- und Einpassung berechtigterweise skeptisch gegenüberstanden.
Wie Semra Ertan in ihrer Lyrik
schaffen Cana Bilir-Meier, Sohrab Shahid Saless, Nil Yalter und Hanefi Yeter in Video, Film, Fotografie und Malerei eine eigene
Sprache, um den Schmerz abgesprochener Zugehörigkeiten in der Fremde erzählen zu können.
Kuratiert von Gürsoy Doğtaş
& Nina Tabassomi
Bleiben in der Fremde ist das erste Kapitel einer Ausstellungstrilogie im TAXISPALAIS,
die sich mit Fragen des sozialen Miteinanders auseinandersetzt. Was können künstlerische Sprachen dazu beitragen, die Diskurse
um mehrfache Zugehörigkeiten und Vielheit in Westeuropa angemessener zu diskutieren und zu leben? Die Kapitel werden in unterschiedlichen
Konstellationen kuratiert.
Termine
Ausstellungseröffnung
17. März 2023 - 19:00
TAXISPALAIS Kunsthalle Tirol, Maria-Theresien-Straße 45, 6020 Innsbruck
Ausstellungsdauer
18. März 2023 - 18. Juni 2023
TAXISPALAIS Kunsthalle
Tirol, Maria-Theresien-Straße 45, 6020 Innsbruck