„Sonderfall“ Angewandte

Im Fokus – eine Gedenkinitiative

Schaukasten Kunstsammlung und Archiv

Die Angewandte widmete sich vergleichsweise früh in Ausstellungen einer Auseinandersetzung mit der Kunst und Kulturpolitik im Nationalsozialismus in Österreich. In den 1980er-Jahren – noch bevor die SA-Mitgliedschaft des späteren Bundespräsidenten Kurt Waldheim heftige Debatten zur politischen Verantwortung und zum österreichischen Geschichtsnarrativ entfachte – fragte die Hochschule nach ihrer eigenen Rolle im Nationalsozialismus sowie nach der Rolle von Kunst in faschistischen Regimen. 
Gezielt wurden Arbeiten weitgehend vergessener Künstler:innen gesammelt und im Zuge dessen wichtige Facetten der eigenen, lange verschütteten Moderne in Österreich wiederentdeckt. Das Forschungsprojekt „Sonderfall“ Angewandte. Die Universität für angewandte Kunst Wien im Austrofaschismus, Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit setzt sich einmal mehr vertieft und multiperspektivisch damit auseinander. Das verfolgte Ziel der „Auslöschung“ durch die NS-Kulturpolitik wirkte nachhaltig: Das Leben und Werk vieler Künstler:innen, die mit der Angewandten verbunden waren, ist vielfach immer noch unbekannt. Im Rahmen einer Gedenkinitiative sind im Schaukasten von Kunstsammlung und Archiv Arbeiten von drei Künstler:innen Im Fokus, die an der Angewandten studiert bzw. gelehrt haben und spätestens 1938 aufgrund zunehmender antisemitischer Übergriffe und politischer Verfolgung Österreich verlassen mussten. Margarete Berger-Hamerschlag, Hans Felix Kraus und Fritz Janeba sind heute kaum oder nur in Fachkreisen bekannt.
Die ausgestellten Arbeiten thematisieren in drastischer oder lyrischer Bildsprache das politische Zeitgeschehen – mit klaren, irritierend-diffusen oder zynischen politischen Aussagen, aber auch mit scheinbar eskapistischen Märchenszenen. Sie geben Einblick in politische Anliegen, Ängste und Hoffnungen der Zeit und fordern dazu auf, dem Vergessen entgegenzuwirken und Verantwortung im Heute zu übernehmen.
Konzept: Bernadette Reinhold, Christina Wieder, Gestaltung: Robert Müller

Weiterführende Informationen zum Forschungsprojekt: kunstsammlungundarchiv.at/universitaetsarchiv/sonderfall-angewandte/
 
März – April 2023
Margarete Berger-Hamerschlag
(Wien 1902 – 1958 London)
Der Spiegel, 1932
Holzschnittserie, IN 12.165/2, 4, 5, 8, 11
 
Mai – Juni 2023
Hans Felix Kraus
(Wien 1916 – 1973 Guadalajara, Mexiko)
Tartarin de Tarascon, 1933/34
Wasserfarben / Papier, Jewish Museum New York,
mit freundlicher Erlaubnis von Helen Kraus
 
Juli – September 2023
Fritz Janeba
(Wien 1905 – 1983 Wien)
Krieg I, II und III, 1941
Aquarell / Karton, IN 4454/1–3
 
Veranstaltungshinweise
 
Kunst gegen das Vergessen?
Im Fokus – eine Gedenkinitiative
Podiumsdiskussion, 27. April 2023, 18:00 Uhr
FLUX 2, Vordere Zollamtsstraße 7, 1030 Wien
 
„Sonderfall“ Angewandte.
Im Fokus – eine Gedenkinitative
Guided Tour, Angewandte Festival, Juni 2023
 
Vorderseite: Fritz Janeba, Krieg I, 1941, Aquarell / Karton, IN 4454/1
 
Kunstsammlung und Archiv
Universität für angewandte Kunst Wien
Postgasse 6, 1010 Wien
 
Fritz Janeba, Krieg I, 1941, Aquarell / Karton, IN 4454/1

Termine

Ausstellungsdauer
01. März 2023 - 30. September 2023
Schaukasten Kunstsammlung und Archiv Foyer, Vordere Zollamtsstraße 7, 1030 Wien
Podiumsdiskussion: Kunst gegen das Vergessen?
27. April 2023 - 18:00
FLUX 2, Vordere Zollamtsstraße 7, 1030 Wien
„Sonderfall“ Angewandte. Im Fokus – Eine Gedenkinitiative Hans Felix Kraus, Tartarin de Tarascon, 1933/34 #7.2
03. Mai 2023 - 30. Juni 2023
Universität für angewandte Kunst Wien, Vordere Zollamtsstraße 7, Foyer Haupteingang, 1030 Wien

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