#LUDIC TEA
Film Screening: “Eternal You”
und Gastvortrag: “There’s a there there”
Studio Experimental Game Cultures
Film Screening: “Eternal You” (Moritz Riesewieck und Hans Block, 2024) und Gastvortrag: “There’s a there there” - Moritz
Riesewieck
Wie kommt es, dass Menschen mit einem Bot chatten oder mit einem Avatar sprechen, als ob sie tatsächlich
mit einer „echten“ Inkarnation von verstorbenen Angehörigen interagieren würden?
Die
Soziologin und Psychologin Sherry Turkle, die seit mehr als zwei Jahrzehnten am MIT in Boston parasoziale Beziehungen und
Interaktionen zwischen Menschen und Maschinen erforscht, sagt, die Bots und Avatare wüssten „wie sie dich austricksen können,
damit du denkst, es gäbe ein Dort“. Dieser Ausdruck spielt auf eine bekannte Phrase von Gertrude Stein an. In „Everybody's
Autobiography“ beschrieb Stein das Gefühl, in ihr altes Heimatdorf zurückzukehren, das für sie fremd geworden war. Sie war
nach Hause zurückgekehrt, aber ihr Zuhause war weg. Die Avatare und Bots der Toten werden oft als „un-heim-lich“ bezeichnet.
Der Autor und Regisseur Moritz Riesewieck wird Aufschluss über die besondere Qualität der Präsenz von Toten in Form
von digitalen und virtuellen Personifizierungen geben. Was erhoffen sich die Hinterbliebenen von den Dialogen mit den vermeintlichen
digitalen Klonen der Toten? Wie spielen die Bots und Avatare bzw. ihre Anbieter mit den Hoffnungen und Ängsten der Menschen?
Moritz Riesewieck wird Beobachtungen aus 6 Jahren dokumentarischer Recherche und vielfältigen künstlerischen Erfahrungen mit
Bezügen zu Philosophie, Kulturgeschichte, Psychologie und mehr verbinden.
Kurzbiografie:
Moritz
Riesewieck (*1985) ist ein deutscher Autor und Regisseur. Sein Debütfilm „The Cleaners“, den er gemeinsam mit Hans Block inszenierte,
handelt von einer Schattenindustrie der digitalen Zensur. Er feierte seine Weltpremiere auf dem Sundance Film Festival 2018
und wurde seitdem auf mehr als 70 internationalen Filmfestivals, in Kinos und im Fernsehen weltweit gezeigt. Der Film wurde
für einen Emmy und den Deutschen Fernsehpreis nominiert und erhielt zahlreiche internationale Auszeichnungen, darunter den
Prix Europa für den besten europäischen TV-Dokumentarfilm 2018 und den Grimme-Publikumspreis 2019. Block und Riesewiecks TED-Talk
über Meinungsfreiheit im Internet erreichte ein Millionenpublikum. Ihr Essay „Vom Ende der Endlichkeit“ wurde in mehreren
Ländern veröffentlicht. Ihr zweiter Dokumentarfilm „Eternal You“ feierte auf dem Sundance Film Festival 2024 Premiere und
wurde bereits auf mehr als 30 internationalen Festivals, in Kinos und im Fernsehen gezeigt und mehrfach ausgezeichnet.
Unter dem Label „Laokoon“ arbeitet Riesewieck mit Cosima Terrasse, Hans Block und anderen Künstler*innen und Wissenschaftler*innen
zusammen und entwickelt innovative Theater- und Crossmedia-Projekte. Ihr künstlerisches Datenexperiment „Made to Measure“
wurde auf dem internationalen Medienkunstfestival Ars Electronica in Linz uraufgeführt. Es wurde mit dem renommierten „Information
is beautiful“-Preis 2022 ausgezeichnet. Ihre Theaterstücke wurden am Burgtheater in Wien, den Münchner Kammerspielen und anderen
renommierten Theatern gezeigt. In ihrer Arbeit hinterfragt Laokoon die Auswirkungen digitaler Technologien auf die Gesellschaft
und den Alltag. Moritz Riesewieck ist seit kurzem Mitglied der Deutschen Filmakademie.