Künstlerische Leitung: Ferdinand Schmatz, Gerhild Steinbuch, Felicitas Prokopetz, Sandro
Huber
Anlässlich seines zehnjährigen Bestehens stellt sich das Institut für Sprachkunst die Frage nach der poiesis
der polis, der Erschaffung eines Gemeinsamen. Wer kommt zu Wort? Hallo? Wer spricht?
Im Rahmen von „Poesie und
Politik“, einem mehrtätigen Festival, das von 23. bis 26. Oktober an der Universität für angewandte Kunst und in der Turnhalle
des Brick-5 im 15. Wiener Gemeindebezirk stattfindet, entsteht ein Raum der (künstlerischen) Begegnung: So werden sowohl die
Texte gegenwärtiger als auch ehemaliger Sprachkunststudierender in unterschiedlichsten Formaten präsentiert, sowie der Austausch
mit renommierten Autor*innen in Form von offenen Lehrformaten und Panels intensiviert. Im Zentrum steht dabei die Frage danach,
welchen Begriff „wir“ uns von „uns“ in Zeiten rechter Normalisierung machen wollen und können.
Zur Eröffnung des
Festivals hält die Autorin und Vizepräsidentin der Akademie der Künste Berlin, Kathrin Röggla, eine Keynote mit dem Titel
„Von Dringlichkeit (Ertrinklichkeit) und Relevanz (Relefant)“. Der Autor Max Czollek, der in seinem furiosen Essay „Desintegriert
euch!“ mit dem deutschen Wir abrechnet, wird ebenso ein offenes Seminar gestalten, wie die zuletzt mit dem Preis der Stadt
Münster für internationale Poesie ausgezeichnete] Lyrikerin und Übersetzerin Uljana Wolf. Die Präsentation von Texten der
Studierenden sowie mittlerweile renommierter Autor*innen und Sprachkunstabsolvent*innen wie Sandra Gugic oder Raphaela Edelbauer
(Shortlist deutscher Buchpreis 2019) im Rahmen von langen Lesenächten werden durch drei Podien ergänzt, die sich dem Thema
des Festivals aus unterschiedlichen Richtungen annähern: Unter dem Titel „Politisch sprechen. Politisch schreiben“ diskutieren
- moderiert von der Journalistin Nina Horaczek - die Autorinnen Enis Maci, Esther Dischereit und Sabine Gruber über
Sprache als Waffe und die Verantwortung der eigenen Autor*innenschaft. Im Rahmen eines Podiums mit Vertreter*innen der Studiengänge
aus Berlin, Biel, Hildesheim und vom Deutschen Literaturinstitut Leipzig (DLL) - u.a. die beim diesjährigen Bachmannpreis
ausgezeichnete Autorin Ronya Othmann - wird die institutionelle Verantwortung von Studierendenseite befragt sowie die Positionierung
angehender Autor*innen beleuchtet. Im abschließenden Podium am letzten Festivaltag erörtert ein Panel bestehend aus Eva Badura-Triska
(Kuratorin Mumok Wien), Kira Kirsch (Künstlerische Leitung brut Wien), Bernhard Günther (Künstlerische Leitung Wien Modern),
Alexander Kerlin (Dramaturgie Burgtheater Wien) und Ferdinand Schmatz (Leitung Institut für Sprachkunst), moderiert von Isolde
Charim, die Rolle von Kulturinstitutionen in Bezug auf eine solidarische Gesellschaft und deren Repräsentation in künstlerischen
Programmen.
Das gesamte Festival wird von Timo Brandt als „writer in residence“ begleitet und die Beiträge auf
fixpoetry.com veröffentlicht.
Freier Eintritt und freie Platzwahl bei allen
Veranstaltungen.
Poesie und Politik
Bios - AuswahlKathrin Röggla
(*1971, Salzburg) lebt als Schriftstellerin in Berlin. Sie veröffentlichte viele Bände an Prosa, zuletzt „Nachtsendung. Unheimliche
Geschichten“ (2016), Essays wie „Die falsche Frage. Über Theater, Politik und die Kunst, das Fürchten nicht zu verlernen“
(2015) und zahlreiche Theatertexte, zuletzt „Normalverdiener“ (2017), sowie Hörspiele und einen Dokumentarfilm (ZDF). Für
ihre literarischen Arbeiten wurde sie mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Arthur-Schnitzler-Preis
(2012) oder dem „Nestroy“ für das beste Theaterstück (2011). In den Jahren 2001-2011 unternahm sie zahlreiche Reisen, u.a.
nach Georgien, dem Iran, Zentralasien, USA, Japan, Jemen, Indien, China. Kathrin Röggla ist Mitglied der Darmstädter Akademie
für Sprache und Dichtung, der Bayerischen Akademie der schönen Künste, sowie der Akademie der Künste in Berlin, deren Vizepräsidentin
sie seit 2015 ist. Ihre Website ist www.kathrin-roeggla.de.
Dr. Max Czollek, geboren 1987 in Berlin, lebt ebenda.
2012 Diplom Politikwissenschaften, FU Berlin. Promotion am Zentrum für Antisemitismusforschung, TU Berlin. Seit 2009 Mitglied
des Lyrikkollektivs G13, gemeinsame Lesetouren und Veröffentlichungen. 2013-2019 Kurator für das internationale Projekt Babelsprech.International
zur Vernetzung der jungen deutschsprachigen und europäischen Lyrikszene. Mitherausgeber des Magazins Jalta – Positionen zur
jüdischen Gegen-wart. Gemeinsam mit Sasha Marianna Salzmann Initiator von Desintegration. Ein Kongress zeit-genössischer
jüdischer Positionen (2016) sowie der Radikalen Jüdischen Kulturtage (2017) am Maxim Gorki Theater Berlin, Studio Я. 2018
wurde das Sachbuch „Desintegriert Euch!“ im Carl Hanser Verlag veröffentlicht, 2019 das "Praxishandbuch Social Justice und
Diversity" bei Beltz Juventa. Die Gedichtbände „Druckkammern“ (2012) und „Jubeljahre“ (2015) sowie "Grenzwerte" (2019) erscheinen
im Verlagshaus Berlin.
Enis Maci, 1993 in Gelsenkirchen geboren, hat Literarisches Schreiben und Kultursoziologie
in Leipzig und London studiert. Sie ist Autorin der Theaterstü-cke Lebendfallen, Mitwisser und AUTOS sowie des Essaybands
Eiscafé Europa. Ihre Arbeit wurde mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Stipendium der Villa Concordia und dem Literaturpreis
„Text & Sprache“ des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft.
Esther Dischereit, lebt in Berlin. Mit Werken
wie „Joëmis Tisch – Eine jüdische Geschichte“, „Übungen jüdisch zu sein“ oder „Mit Eichmann an der Börse“ wurde sie als Vertreterin
der sog. jüngeren jüdischen Literatur bekannt. Gedichtbände: „Als mir mein Golem öffnete“; „Rauhreifiger Mund oder andere
Nachrichten“; „Im Toaster steckt eine Scheibe Brot“. Das 2009 erschienene lyri-sche Werk „Vor den Hohen Feiertagen gab es
ein Flüstern und Rascheln im Haus“ ist auch ein Do-kument ihrer Klang-Installation am Eichengrün-Platz in Dülmen (Dtld.),
zusammen mit dem Kom-ponisten Dieter Kaufmann. 2014 erschien „Blumen für Otello – Über die Verbrechen von Jena“, gewidmet
den Opfern und Überlebenden der NSU-Mord-Serie in deutscher und türkischer Sprache. 2012 bis 2017 Professorin am Institut
für Sprachkunst der Universität für angewandte Kunst Wien. Im Jahr 2019 war Esther Dischereit Chair for Contemporary Poetics
an der New York University. Für Deutschlandfunk Kultur: Wurfsendungen / zuletzt das Hörstück: Blumen für Otello Über die Verbrechen
von Jena, Wdhlg. 2019 / bei ORF: Die Mauern waren hier dick oder Großgesichtiges Kind / Zuletzt: Sometimes a Single Leaf,
volume of poetry, transl. Iain Galbraith, 2019.
Sabine Gruber, geb. 1963 in Meran (Italien). Studium der Germanistik,
Geschichte und Politik-wissenschaft ins Innsbruck und Wien. 1988-1992 Lektorin an der Ca‘ Foscari-Universität in Vene-dig.
Lebt in Wien. Zahlreiche Auszeichnungen, u.a.: Veza-Canetti-Preis der Stadt Wien, Österrei-chischer Kunstpreis für Literatur
2016, Preis der Stadt Wien für Literatur 2019.
Zuletzt erschienenen: „Stillbach oder Die Sehnsucht“ Roman C.H.Beck 2011;
„Zu Ende gebaut ist nie“ bibliophiler Gedichtband Haymon 2014; „Daldossi oder Das Leben des Augenblicks“ Roman C.H. Beck 2016,
dtv 2018; „Am Abgrund und im Himmel zuhause“ bibliophiler Gedichtband Haymon 2018 www.sabinegruber.at
Uljana Wolf,
geb. 1979, Lyrikerin und Übersetzerin, lebt in Berlin und New York. Sie veröffent-lichte Gedichtbände, zuletzt meine schönste
lengevitch (kookbooks 2013) und Essays (Wandernde Errands: Theresa Hak Kyung Cha’s translinguale Sendungen, Wunderhorn / Lyrikkabinett
2016) sowie zahlreiche Übersetzungen, u.a. Eugeniusz Tkaczyszyn-Dycki: Norwids Geliebte (aus dem Polnischen gemeinsam mit
Michael Zgodzay, Edition Korrespondenzen 2019) und Eugene Ost-ashevsky: Der Pirat, der von Pi den Wert nicht kennt (als dem
Amerikanischen gemeinsam mit Monika Rinck, kookbooks 2017). Wolfs lyrisches und übersetzerisches Werk wurde u.a. mit dem Adelbert-von-Chamisso-Preis
2016, dem Kunstpreis Berlin 2019 und dem Preis der Stadt Münster für Internationale Poesie 2019 ausgezeichnet. Sie unterrichtet
Seminare und Workshops zu Poesie und Übersetzung u.a. am Pratt-Institute New York und dem Institut für Sprachkunst Wien. Im
Herbstsemester 2019 hat sie die August-Wilhelm-von-Schlegel-Gastprofessur für Poetik der Über-setzung an der FU Berlin inne.
Wolf ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dich-tung und im deutschen PEN.
Isolde Charim, geboren
in Wien, Studium der Philosophie in Wien und Berlin, langjährige Lehrtä-tigkeit an der philosophischen Fakultät der Universität
Wien mit Schwerpunkt Ideologietheorie. Arbeitet als freie Publizistin. Ständige Kolumnistin der „taz“ und des „FALTERs“ (2006
Publizis-tikpreis der Stadt Wien) Seit 2007 wissenschaftliche Kuratorin am „Bruno Kreisky Forum“. Seit 2017 Kuratorin
der Reihe „Politik und Emotion“ (RadioKulturhaus und Ö1). Seit 2019 Kuratorin der Reihe „Apropos Gegenwart“ am Burgtheater
Wien.
2012: Herausgeberin des Bandes: „Lebensmodell Diaspora. Über moderne Nomaden“.
2016: Radio Ö1 Sommervorlesung:
„Ich und die Anderen. Philosophische Betrachtungen über das Leben in einer pluralisierten Gesellschaft“ (ORF-CD) 2018: „Ich
und die Anderen. Wie die neue Pluralisierung uns alle verändert“ Das Buch wurde mit dem Philosophischen Buchpreis des Jahres
ausgezeichnet.
2018: „Der Althusser Effekt. Entwurf einer Ideologietheorie“ (Neuauflage)
Release von "JENNY.
Ausgabe 07" im Rahmen von Poesie & Politik IO Jahre Institut für Sprachkunst.