Mit
diesem Vortrag über die „Robert Walser-Skulptur“, einer Arbeit im öffentlichen Raum, die ich/wir letztes Jahr zusammen mit
Bewohnern der Stadt Biel realisiert haben, möchte ich erklären, was ich aus dieser unglaublichen, schönen, schwierigen und
komplexen Erfahrung gelernt habe.
Meeting-ID:
921 9410 5244
Kenncode: 353994
Ich möchte
mit eigenen Worten ausdrücken, was bei dieser Erfahrung wirklich zählt. Für mich waren meine Anwesenheit und meine Produktion
während der „Robert Walser-Skulptur“ eine Art „utopischer Moment“ – keine Utopie, in der alles nett, schön, komfortabel, gelöst
und vollendet ist, überhaupt nicht – sondern ein Moment, in dem die Frage der Kunst, ihre Bedeutung, ihre Transformationskraft,
ihre Wirkung und die Problematik des öffentlichen Raums jede Minute, jede Stunde, jeden Tag während 86 Tagen und 12 Stunden
am Tag gestellt und besetzt wurden. Ich habe gelernt, dass Kunst einem vereinfachten Idealismus und einem vereinfachten Realismus
widerstehen kann. Durch diese Erfahrung habe ich gelernt, dass das Verständnis von Kunst als Ausdruck konstitutiver und ontologischer
Gleichberechtigung wirken kann, weil Kunst das Werkzeug ist, Kunst die Waffe, um Gleichberechtigung aufzubauen. Kunst muss
funktionieren und funktioniert. Es gibt kein anderes Fundament, es gibt keine andere Mission. Die absolute Bestätigung der
Gleichberechtigung ist die Verbindung, die verborgene und unsichtbare Verbindung, die die „Robert Walsler-Skulptur“ zusammenhält.
Der Künstler Thomas Hirschhorn (*1957 in Bern) studierte von 1978 bis 1983 an der Kunstgewerbeschule Zürich und zog anschliessend
nach Paris, wo er seither lebt. Seine Arbeiten werden in zahlreichen Museen, Galerien und Ausstellungen gezeigt, darunter
u.a. Biennale Venedig (1999, der Schweizer Pavillion 2011, 2015), documenta 11 (2002), 27. Biennale Sao Paolo (2006), La Triennale
im Palais de Tokyo, Paris (2012), 9. Shanghai Biennale (2012), Manifesta 10 in Sankt-Petersburg (2014), The National Gallery
of Kosovo (2018), McaM Ming Contemporary Art Museum, Shanghai (2018), Kochi-Muziris Biennale (2019). Mit jeder Ausstellung
in Museen, Galerien und alternativen oder öffentlichen Räumen manifestiert sich Thomas Hirschhorns künstlerisches Engagement
für eine ‚Nicht-exklusive Öffentlichkeit‘. Für sein künstlerisches Werk hat der Künstler u.a. folgende Auszeichnungen und
Preise erhalten: «Preis für Junge Schweizer Kunst» (1999), «Prix Marcel Duchamp» (2000), «Rolandpreis für Kunst im öffentlichen
Raum» (2003), «Joseph Beuys Preis» (2004), «Kurt Schwitters-Preis» (2011) sowie den «Prix Meret Oppenheim» (2018).
Eine Veranstaltung von:
TransArts
– Transdisziplinäre Kunst