Architekt*innen-Monographien

Potenziale, Grenzen, Alternativen

Architekt*innen-Monographien sind ein für den Wissenschaftsbetrieb der Architekturgeschichte selbstverständliches Publikationsformat. Selten hinterfragt, stellen sie eine spezielle Art der Narration mit konzentriertem Wissensgewinn zu Werk und Leben einer als relevant erachteten Persönlichkeit der Architektur dar. Sie besitzen zudem das Potential kanonbildend zu wirken.
Das Symposion geht unterschiedlichen Konstruktionen und Motivationen, den Quellen, Medien und Präsentationsformaten sowie der Definition und historischen Entwicklung von Architekt*innen-Monographien in Zentraleuropa nach. Diese werden durch ihre Autor*innen geformt und entstehen vor jeweils spezifischen soziokulturellen, politischen (ideologisch nationalistischen), ökonomischen (förderungs- oder marketingtechnischen) und nicht zuletzt wissenschaftskulturellen Hintergründen.

Zentral ist die Frage nach der „Monographiewürdigkeit“, bei der Hegemonien zu Gender, Herkunft oder Religion wirksam werden: Wer erhält eine Monographie, wer wird bevorzugt, wer marginalisiert? Wie konstruieren wir unseren Kanon? Wer schreibt eine Monographie? Wie gehen wir mit den Selbstbildern der dargestellten Personen um? Wie mit der Beziehung zwischen Leben und Werk sowie den „blinden Flecken“, die im aktuellen Wissenschaftsdiskurs besonders relevant sind (etwa Sexualität, Krankheit, Antisemitismus, NS-Vergangenheit)? Und wie kann die Architekturgeschichte vom „biographical turn“ der letzten Jahrzehnte profitieren und dabei das traditionelle „Heroendenken“ überwinden? Es gilt also, wirkmächtige, überkommene Narrative der Architekt*innen-Monographie kritisch zu hinterfragen und zugleich neue Potentiale auszuloten.

KONZEPTION UND ORGANISATION:
Ruth Hanisch (Dortmund), Richard Kurdiovsky (ÖAW), Bernadette Reinhold (Univ. für angewandte Kunst Wien) und Antje Senarclens de Grancy (TU Graz)

VERANSTALTER:
Forschungsbereich Kunstgeschichte des Instituts für die Erforschung der
Habsburgermonarchie und des Balkanraumes der ÖAW mit Unterstützung des
Forschungsnetzwerks Österreichische Architektur 19./20. Jahrhundert

KONTAKT UND ANMELDUNG:
kunstgeschichte@oeaw.ac.at
Fotos: © Richard Kurdiovsky