Was als Mode gilt, ist gesellschaftliche Vereinbarung. Mode ist ein soziales
System und fungiert in unterschiedlichen gesellschaftlichen Funktionszusammenhängen. Ihre Produktion wirft immer häufiger
Fragen nach gesellschaftlicher Verantwortung auf.
Mode kann Gruppen- oder Klassenidentität stiften und aber auch
antisoziales Statement sein. Mode ist Medium, um gesellschaftliche Toleranzgrenzen neu zu verhandeln. Sie ist ideologisch
aufgeladen, bedient sich der Illusion und des Scheins. Ihr Lebenselexier ist die Nachahmung, ein sozialer, kommunikativer
Akt, ohne die es sie nicht gibt. Sie ist per se auf ihre eigene Kopie angewiesen. Das unterscheidet sie von Kunst.
Mode ist ein hybrider, ein transdisziplinärer Begriff. Sie ist Designprodukt, das herzustellen kreativwirtschaftliches Expertenwissen
über ihre Produktionsbedingungen erfordert. Sie ist affirmatives oder kritisches Statement, sie spinnt historische Fäden weiter,
sie muss sich permanent neu erfinden ... das macht sie flüchtig. Und sie hat einen kulturökonomischen Sonderstatus: Einerseits
fungiert sie als tragbare Kleidung in der Welt des Profanen und Alltäglichen, andererseits stellt sie ihre Eigenschaft, permanent
Repräsentantin des Neuen und in diesem Sinne besonders und exklusiv zu sein ins Rampenlicht.
Die Universität für
angewandte Kunst Wien als eine Ausbildungsstätte für zukünftige Modedesigner_innen, produziert Mode und untersucht die ihr
eingeschriebenen Themen und Problemstellungen. An der Angewandten kreieren und beschäftigen sich drei Abteilungen mit Mode.
Die Modeklasse zählt heute zu den wichtigsten Ausbildungsstätten für zeitgenössische Mode weltweit. Bestandteile des Studiums
sind sämtliche Produktionsschritte von der Skizze über die Herstellung bis zur Präsentation und Vermarktung von Outfits unter
Berücksichtigung kultureller und ökonomischer Branchenbedingungen. Mode als kultureller Marker, als soziales System und kreatives
Produkt ist ebenfalls ein Fokus der Abteilung Textil − Freie, angewandte und experimentelle künstlerische Gestaltung. Und
Modeoutfits, denen das Potenzial zugeschrieben wird, Kulturgeschichte mitzuschreiben, sind Untersuchungsgegenstand der seit
nunmehr 150 Jahren bestehenden Kostüm- und Modesammlung der Angewandten. Sie dokumentiert die Geschichte der Universität anhand
des Mediums Bekleidung. Zu ihren bedeutenden Ankäufen und Schenkungen zählen Outfits nach Entwürfen internationaler Gastprofessuren/-innen
der Modeklasse, Kleidungsstücke ehemaliger Lehrender und Studierender aller Abteilungen der Angewandten.
Die differierenden
Gesichtspunkte und Bedeutungskontexte, unter denen sich diese Abteilungen der Angewandten mit Mode beschäftigen, und die daraus
resultierenden Werkarchive bilden die Grundlage der Ausstellung
Fashion. Wow!Die Ausstellung
zeigt ausgewählte Outfits und künstlerische Arbeiten von Absolvent_innen, Studierenden und Lehrenden aus den diesen drei Abteilungen
der Angewandten sowie aus der Abteilung Social Design. Sie zeigt außerdem Arbeiten von Gastkünstler_innen die Installation
Garderobe für Gaia von Marlies Liekfeld-Rapetti und Crocheted Membrane von Sonja Bäumel. Sie gibt blitzlichtartig Einblick
in den Bedeutungskomplex Mode als Statement und an der Schnittstelle zur Kunst.
Mit Arbeiten von Karin Altmann,
Manora Auersperg, Sonja Bäumel, Peggy Bannenberg, Ela Bauer, Walter van Beirendonck, Anna-Sophie Berger, George Bezhanishvili,
Mark Bloomfield, Heidi Call, Christina Dörfler-Raab, Flora Luise Mercedes Goidinger, Barbara Graf, Milena Heussler, Veronika
Hauer, Lila John, Afra Kirchdorfer, Nina Kugler, Karl Lagerfeld, Birgit Laken, Marlies Liekfeld-Rapetti, Adele List, Walter
Lunzer, Patrick Meier, NGO Nha, Ute Neuber, Oswald Oberhuber, Nathalie Pelet, Oona Peyrer-Heimstätt, Jasmin Schaitl, Marie
Shillito, Christine Schöpf, Raf Jan Henri Simons, Walter Steinacher, Alexandra Surugiu, Cosima Terrasse, Lara Torres, Que
Chi Trinh, Galerie V & V, Vivienne Westwood, Bernhard Willhelm.
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