Nora Landkammer: Das Museum als Ort des Verlernens?
Kolonialität und
die Frage nach Handlungsmöglichkeiten in der Vermittlung in ethnologischen Museen
„Was sind das alles für Sachen?“ fragt eine Siebenjährige in einem ethnologischen
Museum die Vermittlerin auf dem Weg durch die Ausstellung. „Habt ihr die alle selber gemacht?“ Was sagt die Vermittlerin darauf,
außer „nein“?
Die vielen vorstellbaren Antwortmöglichkeiten, was sie hervorheben, was
sie auslassen, bedeuten Positionierungen zu zentralen Fragen postkolonialer Kritik: zur Frage nach Besitzverhältnissen, nach
der Verfügungsgewalt über Objekte, die in der Kolonialzeit nach Europa kamen, zur Frage der Repräsentation und Definitionsmacht
in Erzählungen über Kultur und Differenz.
Wie gehen Vermittler_innen mit der in ihre Arbeit eingeschriebenen Kolonialität
um?
Bei der Präsentation und Diskussion wird es darum gehen, an Beispielen aus Positionierungen und Reflexionen von Vermittler_innen
Widersprüche herauszuarbeiten, die das Arbeitsfeld prägen, und perspektivisch zu fragen: wenn ethnologische Museen historisch
die Wissensproduktion Europas über seine „Anderen“ repräsentiert haben, können sie dann Orte des Verlernens werden?
Nora Landkammer
hat Kunst und Kommunikative Praxis an der Universität für Angewandte Kunst Wien und Hispanistik an
der Universität Wien studiert. Sie war in der Vermittlung in der Kunsthalle Wien aktiv und in mit der Gruppe MIK organisierten
Projekten. Derzeit arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institute for Art Education an der Zürcher Hochschule
der Künste.
Der Vortrag findet im Rahmen dieses Seminars statt:
Praxen - Das Weltmuseum und seine Objekte
(1)
Nicole Miltner, Institut für Kunstwissenschaften, Kunstpädagogik und Kunstvermittlung_Klasse Kunst und Kommunikative
Praxis