Universität für angewandte Kunst Wien: Zukunftsplan statt Comeback-Plan

Unirektor fordert radikalen Zukunftsplan für Post-Corona-Zeit
12.04.2021
Auf die Ankündigung der Bundesregierung einen wirtschaftlichen „Comeback-Plan“ vorzubereiten, reagiert Gerald Bast, Rektor der Universität für Angewandte Kunst Wien, - deren Motto „Wir wenden Zukunft an!“ lautet und die den Slogan „Bildung ist die neue Arbeit.“ geprägt hat , - mit der Forderung nach einem radikalen Plan zur Anpassung von Wirtschaft, Arbeit, Bildung und Kultur an die dramatischen Veränderungen unserer Gesellschaft. „Wir brauchen viel mehr einen Zukunftsplan als einen Comeback-Plan“, meint Bast.
Derzeit sind in Österreich 457.817 Personen arbeitslos oder in Schulung. 486.869 Personen sind in Kurzarbeit. Die von Automatisierung und Digitalisierung befeuerten dramatischen Umbrüche am Arbeitsmarkt werden durch die Covid-Pandemie weiter verstärkt. Eine aktuelle McKinsey-Studie über die Zukunft der Arbeit in der Post-Corona-Zeit sieht die Freizeit- und Reisebranche, die Gastronomie, Büro- und Verwaltungsjobs, Einzelhandel, sowie Fabrikproduktion und Lagerwesen besonders stark von Arbeitsplatzabbau betroffen. In Deutschland würden sich 6,5 Millionen Menschen „erhebliche neue Fähigkeiten und Qualifikationen aneignen“ und weitere 4 Millionen nach einer neuen Arbeitsstelle umsehen müssen. Auf die Größe Österreichs umgelegt wäre mehr als 1 Million der derzeit 4,3 Millionen Erwerbstätigen von den massiven wirtschaftlichen Umbrüchen betroffen. „Es bedarf einer massiven Bildungsoffensive, um den Menschen im erwerbsfähigen Alter eine Perspektive – auch jenseits traditioneller Erwerbsarbeit – zu bieten und um künftige Generationen auf das Leben und Arbeiten in einer radikal veränderten Gesellschaft vorzubereiten“, so Rektor Bast.

Das Licht am Ende des Tunnels müsse ein Signal sein, unsere Bevölkerung auf Veränderung einzustellen, weil die Welt – auch nach Corona – mehr denn je von Veränderung, Ungewissheit, Widersprüchlichkeit, Mehrdeutigkeit und non-linearen Zusammenhängen geprägt sein werde. Die Fähigkeit zum Umgang mit genau diesen Faktoren müsse zum dominierenden Bildungsziel werden; lebenslang und in allen Bildungseinrichtungen. Für sich verändernde ebenso wie für gänzlich neue Berufstätigkeiten, und mehr noch für die Möglichkeit zur Teilhabe am gesellschaftlichen Zusammenleben. Der Begriff „Arbeit“ werde neu zu definieren sein. Bildung werde ein wesentlicher Teil des neuen Arbeitsbegriffs sein müssen. Und neu definierte Bildungsziele werden als Basis für das Funktionieren einer veränderten demokratischen Gesellschaft gelten müssen.
 
„Mut zur Veränderung ist gefragt. Es ist zu hoffen, dass der „Comeback-Plan“ der Regierung nicht das uneinlösbare Versprechen der Rückkehr zu einer vergangenen Normalität beinhaltet, wie es die Wortwahl „Comeback“ befürchten lässt. Wir werden und wir sollen nicht zurückkommen in alte Zeiten erträumter Stabilität. Konventionelle Antworten und alte polit-ökonomische Konzepte, wie die von der Regierung bereits angedeuteten Steuersenkungen und Investitionsprämien, reichen nicht aus. Die Radikalität der aktuellen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungsprozesse erfordert radikale Konzepte und deren entschlossene Umsetzung“, argumentiert Bast, und ergänzt abschließend: „ Wir brauchen einen „Zukunftsplan“, mindestens von der Radikalität des „New Deal“, aber angepasst an die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit. Wir brauchen einen Plan für die Zukunft von Wirtschaft und Arbeit mit einer Offensive für die Ausweitung und Veränderung von Bildung und Kultur. Nur so haben wir eine Chance, die aggressiven Spaltungstendenzen in unserer Gesellschaft einzubremsen. Und es muss rasch gehandelt werden, weil die Uhr tickt.“