UNESCO-Lehrstuhl
für das Institut für Konservierung und Restaurierung an der Universität für angewandte Kunst Wien
Neuer
Bildband „Beyond Borders“ dokumentiert Engagement der Angewandten zum Erhalt des Kulturerbes in Asien
11.04.2019
Österreich erhält seinen siebten UNESCO Lehrstuhl. Der Lehrstuhl für die
Erhaltung von Kulturerbe wird am Institut für Konservierung und Restaurierung der Universität für angewandte Kunst Wien unter
Leitung von Univ.-Prof. Gabriela Krist eingerichtet. Die offizielle Eröffnung und Übergabe des Lehrstuhls findet am Donnerstag,
11. April 2019 im Rahmen der festlichen Finissage der Nepal-Ausstellung „Preserving a Legacy“ in der Universitätsgalerie der
Angewandten im Heiligenkreuzer Hof in Wien statt, - unter Anwesenheit von Rektor Gerald Bast, Sabine Haag, Präsidentin der
Österreichischen UNESCO-Kommission und Peter Wells, Chief Section of Higher Education, UNESCO Paris.
International ist
das Institut seit zwei Jahrzehnten um die Erhaltung von Kulturgütern in Asien bemüht. Dieses Engagement in fünf asiatischen
Schwerpunktländern wurde im Bildband „Beyond Borders“ (edition angewandte, deGruyter) dokumentiert, der an diesem Abend vorgestellt
wird.
UNESCO-Lehrstuhl-Programm
Das UNESCO-Lehrstuhl-Programm wurde 1992 ins Leben gerufen,
um die Anliegen der UNESCO an Hochschulen zu verankern und vor allem die interdisziplinäre Lehre und Forschung zu fördern.
Das internationale Netzwerk umfasst derzeit mehr als 700 UNESCO-Lehrstühle in über 120 Ländern. Sie zeichnen sich durch herausragende
Forschung und Lehre in den Arbeitsgebieten der UNESCO aus; zu ihren Kernagenden gehören die internationale Vernetzung sowie
die Förderung des interkulturellen Dialogs. In Österreich gibt es nun aktuell 7 Lehrstühle. Ein UNESCO-Lehrstuhl wird jeweils
für drei Jahre vergeben mit der Option auf Verlängerung.
„Wir freuen uns sehr, mit Univ.-Prof. Gabriela Krist
eine neue Lehrstuhlinhaberin im UNESCO-Netzwerk begrüßen zu dürfen. Das Institut für Konservierung und Restaurierung zeichnet
sich für das Engagement in der Restaurierung von Welterbestätten aus und ist sehr bemüht, in verschiedenen Ausbildungsformaten,
dieses Wissen auch international zu teilen und weiterzugeben. Bedeutendes kulturelles Erbe braucht weltweite Unterstützung,
Pflege und Schutz, um es an zukünftige Generationen weiterzugeben. Wir danken Gabriela Krist und ihrem Team für ihr Bemühen,
ihre Expertise und ihre Leidenschaft, kulturelles Erbe nachhaltig zu erhalten“, erklärt Sabine Haag,
Präsidentin der Österreichischen UNESCO-Kommission und Generaldirektorin des Kunsthostorischen Museum Wien.
Die
neue UNSECO-Lehrstuhlinhaberin, Gabriela Krist, freut sich sehr über die Auszeichnung und verweist auch auf
die damit einhergehende Verantwortung: „In Asien gibt es meist keine Studien- und Ausbildungsprogramme, die Konservierung
und Restaurierung auf akademischem Niveau vermitteln. Daher fehlen hier RestaurierexpertInnen und auch vielfach das Verständnis
für aktuelle Strategien zur Erhaltung des materiellen kulturellen Erbes. Das Institut für Konservierung und Restaurierung
der Angewandten sieht es als seine Verpflichtung, derzeit entstehende Restaurierungsprogramme zu unterstützen und zukünftige
Lehrende der Restaurierung entsprechend auszubilden. Darüber hinaus engagieren wir uns, Restaurierungsprojekte in unseren
Schwerpunktländern – Indien, Nepal, Mongolei und Thailand – gemeinsam mit unseren Partnern und vorzugsweise an UNESCO Welterbestätten
modellhaft durchzuführen, die in Zukunft als Referenzprojekte dienen können.“
UNESCO-Lehrstuhl an der Angewandten
Der UNESCO-Lehrstuhl an der Angewandten bildet in Zukunft den offiziellen Rahmen, um die Arbeit des Instituts für Konservierung
und Restaurierung an den Welterbestätten zu unterstützen und sichtbar zu machen. Dazu zählen unter anderem die Restaurier-
und Wiederaufbauarbeiten am Königspalast in Patan, Nepal, einem UNESCO Weltkulturerbe.
Nepal steht auch im Mittelpunkt
der Ausstellung „Preserving a Legacy - Four Generations of Nepali Artists & The Institute of Conservation in Patan, Nepal“,
im Rahmen deren Finissage der UNESCO-Lehrstuhl eröffnet wird.
Der Lehrstuhl an der Angewandten wird sich außerdem in
bestehende Veranstaltungs-formate der UNESCO einbringen und hier Einblicke in aktuelle Strategien zur Konservierung und Restaurierung
geben. Darüber hinaus wird man sich mit den anderen Lehrstühlen verschränken und Studierenden und AbsolventInnen sowie Studierenden
anderer Institutionen die Möglichkeit einer Plattform bieten, um Fragen zu Kulturerbe im interdisziplinären Kreis zu diskutieren,
so Krist.
Über das Insitut:
Am Institut für Konservierung und Restaurierung werden seit Jahrzehnten
im Rahmen eines 5-jährigen Diplomstudiums angehende RestauratorInnen ausgebildet. Das Studium ist praxisorientiert und die
Studierenden profitieren von der Arbeit an Originalen, was sich in einer exzellenten AbsolventInnenperformance wiederspiegelt.
Auch international ist das Institut gut aufgestellt. Bis heute wurden 18 internationale Trainings-Workshops in Indien (Nako,
New Delhi und Trivandrum), in der Mongolei und in Thailand im Rahmen von bestehenden Kooperationsabkommen organisiert. Weiters
erfolgten 18 mehrwöchige vor-Ort Restaurierungskampagnen in Indien und Nepal sowie zahlreiche Konferenzen und Symposien in
China, Indien und Österreich. Seit 2013 organisiert das Institut internationale Summer Schools zur Vermittlung der Prinzipien
zur Sammlungspflege und Konservierung an internationale Studierende.
Über die Lehrstuhlinhaberin Gabriela Krist
o.Univ.-Prof. Mag. Dr. Gabriela Krist leitet seit 1999 das Institut für Konservierung und Restaurierung der Universität
für angewandte Kunst Wien, an der sie zwischen 1999 und 2003 auch als Vizerektorin fungierte. Von 1994 bis 1999 war Krist
stellvertretende Leiterin der Abteilung für Baudenkmalpflege des Bundesdenkmalamts. Sie studierte Restaurierung an der Akademie
der bildenden Künste Wien und Kunstgeschichte an der Universität Wien und Salzburg, wo sie auch promovierte. Von 1981-86 war
sie als Assistenzprofessorin an der Akademie der bildenden Künste an der Meisterklasse für Konservierung und Technologie tätig,
danach Programme Officer des von der UNESCO gegründeten International Centre for the Study of Preservation and the Restoration
of Cultural Property - ICCROM mit Sitz in Rom. Sie ist Trägerin des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst.
Bildband „Beyond Borders “ zu Asienengagement wird präsentiert
Der in der edition angewandte
(deGryuter-Verlag) erschienene Bildband „Beyond Borders Conservation Goes International“ präsentiert das jahrzehntelange Engagement
von Gabriela Krist, ihren KollegInnen und Studierenden, das kulturelle Erbe in Nepal, Indien, China, Thailand und der Mongolei
zu erhalten. In zahlreichen Fotos, Momentaufnahmen des restauratorischen Alltags und aufschlussreichen Aufsätzen gibt Beyond
Borders Einblick in die Herausforderung der Arbeit von RestauratorInnen. Sei dies im Dorf Nako, auf 4000 Meter Höhe im Himalaya
gelegen, zur Restaurierung buddhistischer Tempel, oder bei Workshops in der Mongolei. Das Buch ist das erste Portrait der
Arbeit von RestauratorInnen, das nicht nur die berufliche Seite, sondern auch persönliche und Horizont erweiternde Erlebnisse
sowie die menschlichen Aspekte dieser großen Mission zeigt: Den Respekt und die Erhaltung des kulturellen Erbes der Welt.
Gefordert sind dafür nicht nur Wissen, Expertise und Können, sondern auch Improvisationskunst, Einfühlungsvermögen, Kreativität,
Flexibilität, aber auch großes Interesse an Kulturen und Kulturgut, dem Welterbe.
Gabriela Krist (Ed.): Beyond Borders.
Conservation Goes International, edition angewandte, deGruyter, 2019, ISBN 978-3-11-060289-0