Vortragsreihe "Kunst - Forschung - Geschlecht"

 
Barbara Eder

„Enthüllungen“ im „kleinen Orient“ –
Nationale Transgressionen in den Graphic Novels von Nina Bunjevac
 
Mittwoch, 9. Juni 2021
18:00 - 20:00 Uhr

Anmeldung erforderlich!
Studierende der Angewandten melden sich bitte über die BASE an um alle relevanten Informationen zu erhalten. Andere Interessierte melden sich bitte über gender@uni-ak.ac.at an, wir geben den Vorlesungslink dann gerne weite

Barbara Eder Portait
© Barbara Eder

Innerhalb westlich-hegemonialer Weltbetrachtungen nimmt der Balkan seit jeher eine Zwischenstellung ein: Während das orientalisierte Bild Kleinasiens im Zeichen der Zivilisationsflucht (ent)stand, fungierte jenes Osteuropas als exotisierbarer Gegenpol zum „Eigenen“, von Übersee aus war Jugoslawien vor allem sowjetisches Erweiterungsgebiet. Die Comics von Nina Bunjevac ziehen Grenzen anders – das Bild vom Herkunftsland der Eltern changiert zwischen Toronto und Beograd, die nationale „Urszene“ zwischen Film- und Comiczitat.
   Im Rahmen des Vortrags wird die Erzählung August, 1977 aus Nina Bunjevacs Comicanthologie Heartless mit Blick auf mögliche Verschiebungen befragt. Ein Comic-Körperdouble, aus Liliana Cavanis Il portiere di notte noch bekannt, tanzt darin inmitten einer Menge von homophob und antizigan eingestellten serbischen Nationalisten. Die projektive Imagination ist zugleich fremde Phantasie, ihre Interpretation eine „Enthüllung“ auf doppeltem Boden: Sie erweist sich als Zitat einer anderen Szene. Es ist jene vom Schleiertanz der Salome, die in den kolonialen Träumen von Lord Byron bis zu Oscar Wilde Geschlecht als ambivalente Kategorie abseits des Binären inszenierte.    

BARBARA EDER ist Wissensarbeiterin und Autorin. Sie studierte Soziologie, Philosophie, Gender Studies und Informationstechnologie in Wien, Berlin und Frankfurt am Main und lehrt an der UFG Linz. Ihr Buch AlieNation. Migration in Graphic Novels erscheint derzeit bei Ch. A. Bachmann.