Projektleiterin: Margarete Jahrmann
Zentrum Fokus Forschung
Laufzeit: 01.04.2020 - 30.09.2023
Austrian Science
Fund (FWF): AR 581 Programm zur Entwicklung und Erschließung der Künste (PEEK)
https://base.uni-ak.ac.at/recherche/e:FGoVN7uFAdp4R9RiZPMcnm
Der zeitgenössische digitale Imperativ zur Selbstüberwachung des Alltagslebens beinhaltet
tiefere Fragen zu Privatsphäre und Körperdaten. Personenbezogene Daten werden zunehmend online zugänglich gemacht, kapitalisiert
und Teil eines sozialen Bewertungssystems. Mit einem wachsenden Markt von Konsumenten-Neurointerfaces wird die Verwendung
von Gehirnwellen-Analyse-Geräten, die in die Privatsphäre von Gedanken und Emotionen eindringen, zunehmend als Spiel verkauft
- um Benutzer zu beruhigen. Der inhärente gesellschaftliche Zwang zur Selbstoptimierung ist eine alarmierende Folge dieser
Tendenzen. Eine kritische Bewertung von Neurointerfaces, die ursprünglich für wissenschaftliche und medizinische Zwecke entwickelt
wurden, fehlt bislang. Ebenso gilt es, Phänomene technologisch gesellschaftlicher Zwänge zur Selbstoptimierung künstlerisch
zu beleuchten und in spielerischen Experimenten und künstlerisch forschenden Versuchsanlagen zu interpretieren.
Hier
schlagen wir vor, diese Herausforderung als kunstbasierte Forschungsfrage anzunehmen, indem wir das Potenzial von Kunst als
Aktivismus nutzen und eine neue Form der experimentellen Spielkunst - neuromatic game art – vorstellen. Forschungsziel ist
es die Möglichkeiten und Grenzen von Technologien zu hinterfragen und aufzuklären, wie Neurointerfaces das individuelle Leben
beeinflussen werden. Letztlich wollen wir die gesellschaftlich gewünschte Selbstoptimierung in künstlerische Selbstdarstellung
verändern.
In einem Akt des Widerstands werden neuromedizinische Geräte umkonstruiert, indem zwar Einblicke in die Gehirnfunktion
ermöglicht werden, diese Schnittstellen aber als kreative Ausgabegeräte genutzt werden — als ein partizipatives und kreatives
Werkzeug der Kunst.
Die durch die künstlerisch forschende Intervention neu entstandenen „Neuromatic Anordnungen “ werden
zu innovativen Werkzeugen für künstlerische Projekte und ermöglichen das selbstgesteuerte Spiel mit den eigenen persönlichen
Hirndaten zum Zweck der Erkenntnis.
Das Konzept des Flusses von Gedanken im Spiel, Flow wird das Kernstück des Spieldesigns
einer Reihe von Kunstwerken, von physischen und öffentlich durchgeführten Experimenten - entsprechend unserer These, dass
künstlerische Forschung öffentlich inszeniert werden sollte. Nach Prinzipien der Spielmechanik präsentieren wir ein hybrides
Zusammenspiel zur Untersuchung von politischen Fragen rund um persönliche Daten, Selbstoptimierung, Gehirnmessung in Bezug
auf mobile Schnittstellen als Werkzeuge des täglichen Lebens. Wir zielen darauf ab, eine sich entwickelnde Debatte als Voraussetzung
für gesellschaftliches Bewusstsein und Aufklärung auszulösen.
https://neuromatic.uni-ak.ac.at