Indigo ist der einzige Naturfarbstoff, der auf textilen
Materialien ein beständiges Blau erzielen kann. Mit seiner Herstellung verbunden ist ein zeitaufwendiger und arbeitsintensiver,
aber auch faszinierender Prozess, der im Laufe der Zeit weltweit Künstler*innen inspirierte. Die Indigogewinnung und Indigo-Küpenfärberei,
die bereits vor über 6000 Jahren Verwendung fanden, zählen zu den frühesten kulturellen, biotechnologischen Verfahren. Synthetisches
Indigo erfüllt in Verbindung mit Reduktionsmitteln wie Natriumdithionit oder Hydrosulfit seit seiner vollsynthetischen Herstellung
durch A. Baeyer im Jahr 1897 zunehmend die Anforderungen einer immer schneller werdenden kommerziellen Produktion; ungeachtet
der damit verbundenen ökologischen und ökonomischen Probleme.
Angesichts des vielfältigen Einsatzes von Indigo
und des steigenden Bewusstseins für ökologische Verantwortung – einschließlich des Bedürfnisses, sowohl die Gesundheit von
Mensch und Umwelt als auch die Rückverfolgbarkeit von Produktionsprozessen sicherzustellen – liegt der Forschungsschwerpunkt
auf der Frage wie Wissen, künstlerische und handwerkliche Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie Praxen, die bereits verloren
gegangen oder im sukzessiven Schwinden begriffen sind, erhalten und transformiert werden können, um eine solide Basis für
zeitgemäße, nachhaltige Gestaltungs- und Innovationsprozesse zu sichern.
Das künstlerische Forschungsprojekt
untersucht, wie das Färben mit Naturindigo nachhaltig, innovativ und gesellschaftsrelevant in die Zukunft transferiert werden
kann. Interkulturelle Kooperationen und künstlerische Dialoge tragen dazu bei, die soziale und ökologische Relevanz nachhaltiger
Praktiken hervorzuheben und neue Wege für das Färben mit Naturindigo, dessen Anbau und gemeinschaftliche Agrarpraktiken für
das 21. Jahrhundert aufzuzeigen.
Verschiedene Plattformen zur Wissensvermittlung, zum Erfahrungsaustausch
und zur Stärkung von Netzwerken (zwischen den Projekt- und Dialogpartner*innen, Praktizierenden und relevanten Interessensgemeinschaften)
sollen dazu beitragen, die gewonnenen Erkenntnisse innerhalb der mitteleuropäischen Indigo-Community zu teilen und darüber
hinaus in das von Aboubakar Fofana initiierte IBIKASO Indigo- und Landwirtschaftsprojekt in Siby/Mali zu integrieren.