Tanzen mit dem Anderen: Eine Ästhetik der Begegnung
Projektleiterin: Petra
Gemeinböck
Medientheorie
Laufzeit: 01.06.2019 - 30.11.2023
Austrian Science Fund (FWF): AR 545 Programm zur
Entwicklung und Erschließung der Künste (PEEK)
Roboter werden in unserem Alltag bald allgegenwärtig
sein—am Arbeitsplatz und Zuhause; im Krankenhaus, in der Altenpflege und in der Schule. Es wird uns versprochen, dass sie
unsere Fahrer, Kuriere, Rezeptionisten, Manager, Soldaten, Lehrer, Ärzte, Pfleger, Therapeuten und Liebhaber sein werden.
Die Art und Weise, wie wir uns Roboter und unsere Beziehungen zu ihnen vorstellen, ist jedoch von einer begrenzten Anzahl
von Annahmen—und Erfahrungen—bestimmt. Das Design von Robotern wird derzeit als eine nahezu rein technische Aufgabe verstanden.
In Hinblick auf eine Zukunft, in der wir mit Robotern leben, gestalten Robotiker nicht nur Maschinen, sondern auch unsere
zukünftige Gesellschaft wesentlich mit. Dies ist am Design ,sozialer Roboter’ am offensichtlichsten wahrnehmbar, die allzu
oft eine liebliche, geschlechtsstereotypische oder menschenähnliche Form annehmen, um uns emotional zu berühren. Das
Projekt Tanzen mit dem Anderen erforscht die affektiven Schnittstellen nicht menschenähnlicher Roboter. Ziel ist
es mit diesem neuen künstlerisch-ästhetischen Ansatz unsere Erfahrungen und Vorstellungen zu erweitern und neue Sichtweisen
zu eröffnen.
Die Hypothese dieses Forschungsprojektes ist, dass die Bewegung eine zentralere Rolle im Gestalten
von Beziehungen spielt, als das reine Erscheinen. Soziale Handlungsmöglichkeiten entstehen dynamisch in der Begegnung und
sind nicht vorgegeben. Vielmehr materialisiert sich der Möglichkeitsspielraum in der Interaktion. Diese Sichtweise setzt den
Fokus auf Performativität anstatt auf Repräsentation und stellt somit die Annahme in Frage, dass Roboter vertraute menschenähnliche
oder tierähnliche Formen benötigen, um affektive soziale Akteure sein zu können.
Tanzen mit dem Anderen
wird ein Team von Experten aus den Bereichen der Kreativen Robotik und Choreographie zusammenbringen, um einen neuen künstlerisch-wissenschaftlichen
Ansatz für das Erfahren und Gestalten von Begegnungen zwischen dem Menschlichem und dem Anderen zu entwickeln. Der Ansatz
erforscht das ästhetische und soziale Potential von Bewegung und Wahrnehmung in Mensch-Maschine-Beziehungen. Mittels eines
technisch erweiterten Kostümes werden TänzerInnen die körperlichen Eigenschaften eines nicht-menschenähnlichen Roboters und
seiner Wahrnehmungswelt vermittelt. Ziel ist es, den TänzerInnen zu ermöglichen, eine Bewegungssprache für Roboter zu entwickeln,
die das Entstehen von ästhetischen, emotionalen Verbindungen unterstützt, ohne die Roboter vermenschlichen zu müssen. Das
Projekt integriert diese ,mapping’ Methode in eine experimentelle choreographische Praxis, die die Performance von Mensch-Maschine
Annäherungen ästhetisch erweitern wird, indem sie starre Subjekt-Objekt-Grenzen elastisch macht.
Dieses Projekt
stellt das Design von Robotern und die Art und Weise, in der sie in unser soziales Gefüge integriert werden können, neu vor.
Ein wichtiger Aspekt ist deshalb, die Einbeziehung von Öffentlichkeit und die Förderung des Interesses an diesem relevanten
soziokulturellen Thema. Workshops, ein Symposium, und eine Performance mit TänzerInnen und Robotern werden die Forschungsergebnisse
erfahrbar und interagierbar machen. Angesichts des Versprechens, dass Roboter jeden Aspekt unseres täglichen Lebens beeinflussen
werden, kann ein erweitertes Verständnis der Beziehung Mensch-Roboter nicht überschätzt werden.