Wissenschaftliche Forschung

Aufdecken von Schadensbildern und Erhaltungspraktiken

Projektleiterin: Gabriela Krist
Institut für Konservierung und Restaurierung
Laufzeit: 01.01.2021 - 31.12.2023
Austrian Science Fund (FWF): P 33985 Einzelprojekte

Die Erhaltung unseres Weltkulturerbes ist eine anspruchsvolle und komplexe Aufgabe von internationalem Interesse. Besonders in Nepal, wo die Welterbestätten im Kathmandu-Tal fortwährend durch Erdbeben wie jüngst 2015, das herausfordernde Klima, ungeeignete Reparaturmaßnahmen oder mangelnde Pflege und Wartung bedroht sind. Seit Jahrzehnten sind die nepalesischen Kulturgüter daher Fokus österreichischer Forschungs- und Restauriertätigkeit. Der Patan Durbar Square, ein einzigartiges architektonisches Ensemble von herausragender künstlerischer und handwerklicher Qualität aus dem 16. bis 18. Jahrhundert, genoss dabei stets besondere Aufmerksamkeit. Die geplante Forschungsarbeit knüpft an diese Tradition an. Im Rahmen eines dreijährigen Projektes schließen sich das Institut für Konservierung und Restaurierung an der Universität für angewandte Kunst Wien und der nepalesische Kathmandu Valley Preservation Trust zusammen, um die wissenschaftliche Grundlage für eine nachhaltige Bewahrung des Weltkulturerbes in Patan zu schaffen.

Ein Ziel ist es, den gegenwärtigen Erhaltungszustand der aus Holz, Ziegel und Stein erbauten Monumente besser zu verstehen. Durch Bestands- und Zustandsaufnahmen sowie eine Risikoanalyse können Schadensmechanismen nachvollzogen und die gravierendsten Schadensursachen, welche es zu minimieren gilt, benannt werden. Das Projekt blickt nicht nur in die Zukunft und entwickelt Erhaltungsstrategien von morgen – es wirft auch einen Blick in die Vergangenheit und widmet sich der systematischen Erfassung historischer und gegenwärtiger Restaurier- und Pflegemaßnahmen. Es geht darum, deren Wirksamkeit und Nachhaltigkeit unter den gegebenen Bedingungen zu untersuchen, aber auch Restaurierphilosophien nachzuspüren und in Vergessenheit geratene, traditionelle Erhaltungspraktiken wiederzuentdecken und wiederzubeleben. Gleichzeitig wird die Rolle des in Nepal lebendigen und omnipräsenten immateriellen Kulturerbes, wie die Handwerkskunst, in der Kulturguterhaltung erforscht.

Das Projekt vereint Studierende, Nachwuchsforscher*innen und erfahrende Wissenschaftler*innen sowie Restaurator*innen, Architekt*innen, Ingenieure, Kunsthistoriker*innen, Handwerker*innen und Träger*innen traditionellen Wissens. Offenheit und ein steter Austausch sind essentiell. So kann von der kulturellen Diversität profitiert sowie das Lernen voneinander und der Ausbau von Kapazitäten im Bereich der Konservierung-Restaurierung ermöglicht werden.

Da die Erhaltung von Weltkulturerbe wesentlich von der lokalen Gemeinschaft und der breiten Öffentlichkeit mitgetragen wird, spielen mediale Präsenz, die Produktion von Dokumentarfilmen, die Teilnahme an Forschungsevents und Ausstellungen sowie offene Diskussionsplattformen eine wichtige Rolle. Dadurch kann auf lokaler und internationaler Ebene für die Vergänglichkeit des nepalesischen Kulturerbes sensibilisiert und ein breiteres Verständnis für den Bedarf an weiterführender konservierungswissenschaftlicher Forschung geschaffen werden.