Die Erhaltung unseres Weltkulturerbes ist eine anspruchsvolle und komplexe Aufgabe von internationalem
Interesse. Besonders in Nepal, wo die Welterbestätten im Kathmandu-Tal fortwährend durch Erdbeben wie jüngst 2015, das herausfordernde
Klima, ungeeignete Reparaturmaßnahmen oder mangelnde Pflege und Wartung bedroht sind. Seit Jahrzehnten sind die nepalesischen
Kulturgüter daher Fokus österreichischer Forschungs- und Restauriertätigkeit. Der Patan Durbar Square, ein einzigartiges architektonisches
Ensemble von herausragender künstlerischer und handwerklicher Qualität aus dem 16. bis 18. Jahrhundert, genoss dabei stets
besondere Aufmerksamkeit. Die geplante Forschungsarbeit knüpft an diese Tradition an. Im Rahmen eines dreijährigen Projektes
schließen sich das Institut für Konservierung und Restaurierung an der Universität für angewandte Kunst Wien und der nepalesische
Kathmandu Valley Preservation Trust zusammen, um die wissenschaftliche Grundlage für eine nachhaltige Bewahrung des Weltkulturerbes
in Patan zu schaffen.
Ein Ziel ist es, den gegenwärtigen
Erhaltungszustand der aus Holz, Ziegel und Stein erbauten Monumente besser zu verstehen. Durch Bestands- und Zustandsaufnahmen
sowie eine Risikoanalyse können Schadensmechanismen nachvollzogen und die gravierendsten Schadensursachen, welche es zu minimieren
gilt, benannt werden. Das Projekt blickt nicht nur in die Zukunft und entwickelt Erhaltungsstrategien von morgen – es wirft
auch einen Blick in die Vergangenheit und widmet sich der systematischen Erfassung historischer und gegenwärtiger Restaurier-
und Pflegemaßnahmen. Es geht darum, deren Wirksamkeit und Nachhaltigkeit unter den gegebenen Bedingungen zu untersuchen, aber
auch Restaurierphilosophien nachzuspüren und in Vergessenheit geratene, traditionelle Erhaltungspraktiken wiederzuentdecken
und wiederzubeleben. Gleichzeitig wird die Rolle des in Nepal lebendigen und omnipräsenten immateriellen Kulturerbes, wie
die Handwerkskunst, in der Kulturguterhaltung erforscht.
Das
Projekt vereint Studierende, Nachwuchsforscher*innen und erfahrende Wissenschaftler*innen sowie Restaurator*innen, Architekt*innen,
Ingenieure, Kunsthistoriker*innen, Handwerker*innen und Träger*innen traditionellen Wissens. Offenheit und ein steter Austausch
sind essentiell. So kann von der kulturellen Diversität profitiert sowie das Lernen voneinander und der Ausbau von Kapazitäten
im Bereich der Konservierung-Restaurierung ermöglicht werden.
Da
die Erhaltung von Weltkulturerbe wesentlich von der lokalen Gemeinschaft und der breiten Öffentlichkeit mitgetragen wird,
spielen mediale Präsenz, die Produktion von Dokumentarfilmen, die Teilnahme an Forschungsevents und Ausstellungen sowie offene
Diskussionsplattformen eine wichtige Rolle. Dadurch kann auf lokaler und internationaler Ebene für die Vergänglichkeit des
nepalesischen Kulturerbes sensibilisiert und ein breiteres Verständnis für den Bedarf an weiterführender konservierungswissenschaftlicher
Forschung geschaffen werden.