BeschreibungNach Hegel
besteht die Aufgabe der Philosophie darin, ihre jeweilige Zeit auf den Begriff zu bringen. Das philosophische Problem der
Zeit verbindet sich in dieser Definition mit dem Anspruch, die jeweilige Gegenwart zu erfassen und deren konstitutive Flüchtigkeit
hin auf einen Horizont von stabiler Bedeutsamkeit zu transzendieren.
Die grundlegende Frage dieser Ringvorlesung wird
sein, ob und wie ein solcher Anspruch heute noch gedacht werden könnte. Hierfür gibt es zweifellos wenig Evidenz. Denn die
Geschichtsphilosophie ist ein ebenso schwieriges Geschäft geworden wie die Zeitdiagnostik ein allzu beliebtes, das sich kaum
mehr von medialen Beschwörungs- Rhetoriken unterscheidet. Tatsächlich erscheint die Gegenwart heute als durchzogen von drastischen
Problemen – den „Big 4“ aus politischem Rechtsruck, kapitalistischer Finanzkrise, Klimawandel und den Konsequenzen von Digitalisierung
und Biotechnologien –, angesichts derer sich die Frage stellt, wie sinnvoll die philosophische Begriffsbildung überhaupt noch
sein kann.
Vor diesem Hintergrund scheint die Philosophie zumeist entweder ihrer Zeit hinterher zu hinken oder
in falscher Bescheidenheit sich auf sich selbst zu beziehen. Zweifellos lassen sich von ihr weder konkrete Problemlösungen
noch alternative Sinnstiftungen oder populäre Lebensweisheiten erwarten. Und doch stellt sich das Denken der Zeit als dringliche
Aufgabe. Nicht nur, weil Philosophie konventionelle Denkgewohnheiten in Frage stellt oder sich als detaillierte Arbeit der
Problembereinigung verstehen könnte, sondern weil sie die grundlegenden Fragen der Ontologie, der Erkenntnis, der Anthropologie
und des Sozialen wachhält, von denen ausgehend überhaupt erst die jeweiligen Bewertungen der Zeitdiagnostik vorgenommen werden
können. Ihr Einsatz ist der sich selbst zum Problem gewordene Sinn, der weder endgültig verkörpert noch gänzlich abgestreift
werden kann. Von ihm ausgehend kann die Philosophie immer wieder mit Interventionen überraschen, die quer zum alltäglichen
Wissen ebenso wie zum professionalisierten Expertentum stehen.
Termine24. Oktober 2018,
15:30–18:00 Hörsaal 1 , „Einführung von Helmut Draxler“
07. November 2018, 19:00–21:30 Hörsaal 1 , „Gastvortrag Rodolphe
Gasché“
29. November 2018, 19:00–21:30 Hörsaal 1 , „Gastvortrag Nathan Brown“
05. Dezember 2018, 19:00–21:30 Hörsaal
1 , „Gastvortrag Boris Buden“
12. Dezember 2018, 19:00–21:30 Hörsaal 1 , „Gastvortrag Samo Tomsic“
16. Jänner 2019,
19:00–21:30 Hörsaal 1 , „Gastvortrag Antonia Birnbaum“
23. Jänner 2019, 19:00–21:30 Seminarraum 3 , „Gastvortrag Kathrin
Busch“
30. Jänner 2019, 19:00–21:30 Hörsaal 1 , „Gastvortrag Nina Power“