University for Future
Mit der Losung „wir wenden Zukunft an”1 nimmt die Universität für angewandte Kunst Wien (Angewandte) die Herausforderung an, sich den brennenden Fragen der globalen Klimakrise zu stellen, auch in Hinblick auf das eigene Tun. Wichtigstes Instrumentarium ist dabei das Potenzial der Kunst: für kritisches Denken und Aktivismus, zur Schärfung der Sinne und unserer Wahrnehmung sowie als Möglichkeit, globale und gesellschaftliche Veränderungen aufgeschlossen und differenziert zu reflektieren und dadurch neue Handlungsfelder und -möglichkeiten zu erschließen.Die Aktivitäten der FridaysForFuture Bewegung in Österreich und international sind dabei Inspiration und Auftrag zugleich; die Radikalität, mit der die Aktivist*innen ihre Forderungen formulieren, entspricht dem Ernst der Lage.
Die Angewandte ist solidarisch und voller Hochachtung für FridaysForFuture und alle Menschen, die sich unermüdlich für die notwendige Kehrtwende in der Klima- und Umweltpolitik und für eine lebenswerte Zukunft einsetzen. Als deutliches Zeichen dieser Solidarität formuliert die Angewandte für sich selbst das Ziel, auf Basis konkreter Schritte eine University for Future zu werden, die aktive und konkrete Beiträge zu den Klimaschutzzielen und zur Bewältigung der bevorstehenden Umbruchssituation leistet.
Folgende vier Handlungsfelder sind dabei besonders relevant:
Forschung und Lehre
Wie jede Universität stützt auch die Angewandte ihre Aktivitäten auf ihre Kernkompetenz in Forschung und Lehre. Als Kunstuniversität
stehen dabei besonders die transdisziplinäre und kreative Auseinandersetzung mit der Komplexität unserer Welt auf der Agenda.In der Forschung gilt es, inhaltliche Schwerpunkte entlang gesellschaftlicher Herausforderungen zu setzen, Arbeitsprozesse offen gegenüber der Gesellschaft zu gestalten und Ergebnisse aktiv und energisch in veränderungsorientierte Diskurse zu tragen.
In der Lehre gilt es, die Absolvent*innen darauf vorzubereiten, proaktiv mit sich verändernden Bedingungen umzugehen, neue Zusammenhänge zu erfassen und national wie international vernetzt und kollaborativ zu arbeiten.
Bereits konkret geplante Schritte (Auswahl):
➔ Ausbau des Studienangebots mit Fokus auf Bewältigung von Global Challenges,
➔ weitere Integration von Aspekten Nachhaltiger Entwicklung in bestehenden Studien,
➔ Dotieren eines eigenen Forschungsförderungsprogramms zu Themen Nachhaltiger Entwicklung.
Dialog und Initiativen zu Veränderung
Der aktive Austausch mit der Gesellschaft zählt zu den Gründungsideen der Angewandten. Die Angewandte sieht es mehr denn je als ihre Verpflichtung, ausgehend von Forschung und Lehre einen aktiven Diskurs mit der Gesellschaft zu initiieren, dazu gezielt inhaltliche Impulse zu entwickeln und Veränderungsprozesse anzustoßen.
Die Agenda 2030 der Vereinten Nationen mit ihren 17 Nachhaltigen Entwicklungszielen (Sustainable Development Goals – SDGs) gibt dabei zusätzliche Orientierung: Die Zeit des Handelns ist jetzt – auf nationaler wie internationaler Ebene!
Bereits konkret geplante Schritte (Auswahl):
➔ Aufbau eines öffentlich zugänglichen Weiterbildungsangebots mit Fokus auf die Bewältigung des gesellschaftlichen Wandels und Nachhaltige Entwicklung,
➔ Kooperation mit (institutionellen) AkteurInnen, die sich in ihrer Tätigkeit für die positive Veränderung unserer Gesellschaft und Umwelt einsetzen,
➔ Schaffen von interessanten Räumen für den Austausch über radikale Lösungen und innovative Ideen, über Grenzen von Disziplinen oder Aufgabenbereichen hinweg,
➔ Unterstützung von FridaysForFuture durch inhaltliche Angebote sowie nach Verfügbarkeit auch durch räumliche Möglichkeiten.
Die Universität als Vorbild
Die Angewandte will ihre gesellschaftliche Verantwortung auch im eigenen Bereich wahrnehmen und ihren Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele leisten. Ziel ist nicht nur die Reduktion der eigenen CO2-Bilanz, sondern vor allem das Weitertragen von Problembewusstsein, kritischer Reflexion und Handlungsbereitschaft.Bereits konkret geplante Entwicklungsschritte (Auswahl):
➔ Erarbeitung einer gesamthaften Nachhaltigkeitsstrategie bis 2021, die folgende Ziele enthält:
Weiterentwicklung von Forschung und Lehre unter stärkerer Integration von Aspekten nachhaltiger Entwicklung,
Vorab-Berücksichtigung von direkten und indirekten Auswirkungen von Entscheidungen der Universität auf Klima und Umwelt, unter Berücksichtigung des aktuellen Forschungsstands (z.B. IPCC Berichte),
CO2-Neutralität2 bis 2030 (dazu auch möglichst umweltverträgliche und emissionsarme Mobilität, z.B. Schaffung von entsprechenden Anreizen bei Arbeitswegen, Vermeidung von klimaschädlichen Kurzstreckenflügen, Abwägen von Reisenotwendigkeiten vs. klimafreundlichen Video- und Telefonkonferenzen u.a.m.),
Transparenz bezüglich aller Veranlagungen der Universität betreffend Nachhaltigkeit (um z.B. indirekte Investitionen in klimaschädliche Aktivitäten möglichst zu vermeiden),
Förderung von Biodiversität am Universitätsgelände,
jährliche Information über die Umsetzung der Strategie sowohl intern als auch an die Öffentlichkeit,
➔ Einsatz für nachhaltige Entwicklung in allen Netzwerken der Universität, national wie international,
➔ aktives Einladen von (Partner-)Universitäten, sich ebenfalls in Richtung einer University for Future zu entwickeln.
Impulse und Forderungen an die Bundesregierung sowie Landesregierungen und Gemeinden
Angesichts der überwältigenden Herausforderungen sieht die Angewandte das Formulieren von zugleich fundierten wie radikalen Impulsen und Forderungen an politische Verantwortungsträger*innen zunehmend als ihre Pflicht – einerseits mit Blick auf die gesamtgesellschaftliche Entwicklung3, andererseits auch als notwendige Voraussetzung, um im eigenen Bereich hinsichtlich der notwendigen sozial-ökologische Transformation verantwortungsvoll agieren zu können (z.B. bedarf eine nachhaltige und klimaverträgliche Finanzveranlagung eines rechtlichen Rahmens, der Banken zur Offenlegung ihrer Weiterveranlagungen verpflichtet und Anleger*innen echte Wahlmöglichkeiten ohne finanzielle Schlechterstellung erlaubt.)
Die Angewandte schließt sich den politischen Forderungen von FridaysForFuture Austria4 an: Die Bundesregierung muss die „Eindämmung der Klimakrise und ihrer schwerwiegenden Folgen als Aufgabe von höchster Priorität“ behandeln und dazu konkrete Maßnahmen setzen, z. B.:
➔ die umgehende Konkretisierung der notwendigen gesetzlichen Bestimmungen in Folge der Erklärung des bundesweiten Climate Emergency vom 26.09.2019
➔ die Ergreifung von wirksamen Maßnahmen auf Bundes-, Länder- und Gemeindeebene zur Erreichung der CO2-Neutralität bis 2030
➔ die Überprüfung bestehender Gesetze und Verordnungen in Bezug auf Klima-, Umwelt- und Artenschutz und deren notwendige Anpassung im Sinne des 1,5°C-Ziels.
Bereits konkret geplante Schritte (Auswahl):
➔ Erarbeiten von politischen Handlungsoptionen und Maßnahmen aufgrund künstlerischer und wissenschaftlicher Forschungsergebnisse (im Rahmen von UniNEtZ und darüber hinaus),
➔ öffentliches Eintreten für die Umsetzung der dafür nötigen radikalen Maßnahmen,
➔ Gründung von Allianzen mit weiteren wissenschaftlichen Universitäten, um disziplinenübergreifende klimafreundliche Zugänge zu forcieren,
➔ Forcieren einer tiefgreifenden Bildungsreform mit Schwerpunkt auf nachhaltige Entwicklung, fächerübergreifendes Arbeiten und an den globalen Herausforderungen orientierte Projektarbeit.
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1 vgl. Entwicklungsplan 2019-2024
2 Berechnet mit dem Tool der Allianz Nachhaltige Universitäten in Österreich: http://climcalc.boku.ac.at/
3 Viele unnachhaltige Mechanismen sind in „imperialen Lebensweisen” einzementiert (Brand und Wissen, 2017). Sie durchziehen Institutionen, Infrastrukturen und Alltagspraktiken und sind somit systemisch bedingt (I.L.A. Kollektiv, 2017). Durch Verhaltensänderungen und Aktionen individueller Bürger*innen können sie nur in beschränktem Ausmaß aufgebrochen werden. Deshalb ist das Bekenntnis zu einer sozial-ökologischen Transformation auf den obersten politischen Ebenen von elementarer Bedeutung.
4 Vollständig formuliert in den politischen Forderungen der Resolutionen zur Ausrufung des Klimanot-stands von FridaysForFuture Austria: https://www.fridaysforfuture.at/downloads
Fragen an katharina.gschwandner@uni-ak.ac.at
(Assistentin von Vizerektor für Lehre und Entwicklung Bernhard Kernegger)