Kulturwissenschaften

Leitung: DI Dr.phil. Florian Bettel
Im Mittelpunkt der Forschungsvorhaben und Lehrveranstaltungen der Abt. Kulturwissenschaften steht eine gesellschaftliche Bestimmung von Kultur: Kultur ist die Arena vielstimmiger und widersprüchlicher gesellschaftlicher Konflikte, Kultur ist Praxis der Menschen. Sie wird als Ausdruck bestimmter Lebensweisen und Verhaltensformen verstanden und in ihrem jeweiligen sozialen, politischen und historischen Kontext betrachtet. Sie ist eine besondere, aber nicht von den anderen Sphären der Gesellschaft gesonderte Form der Zeichengebung.
 
Für die Forschung und Lehre an der Abteilung bedeutet diese Bestimmung des Kulturellen eine dezidiert interdisziplinäre Ausrichtung, Grundlage bildet dabei eine diskurs- und ideologiekritische Semiotik. Wir kooperieren in unterschiedlichen Projekten mit anderen Abteilungen unserer Universität. So konnten und können wir uns beispielsweise wesentlich in die Konzeption und Umsetzung der neuen Masterstudien „Experimental Game Cultures“ und „Kunst- und Kulturwissenschaften“ einbringen.
 
Als Teil des Instituts für Kunstwissenschaften, Kunstpädagogik und Kunstvermittlung sind wir zudem seit vielen Jahren an der Weiterentwicklung der Lehramtsstudien beteiligt (u.a. Schwerpunkt Digitale Grundbildung). Durch Vorträge und Workshops, Publikationen und Ausstellungen, Gesprächsformate und Podcasts reagieren wir auf aktuelle kultur- und gesellschaftspolitische Fragen und wirken auf diese Weise kritisch auf die kulturpolitische Diskussion ein. Die aktuellen Forschungsschwerpunkte der Abteilung, um die Lehre und konkrete Forschungsvorhaben gruppiert werden, sind die Zusammenhänge von:

  • Technik und Kunst
  • Kultur und Spiel
  • Empirie und Raum

Die Schwerpunkte werden in konkreten Ausstellungs- und Publikationsformaten umgesetzt, an denen auch Student:innen (inkl. BA-/MA-/Diplomarbeiten und Dissertationen) teilnehmen können und die in Forschungsprojekten in engem Kontakt mit anderen Universitäten und Institutionen umgesetzt werden. Die Abteilung begreift die unmittelbare Nähe zur Praxis in den künstlerischen Klassen der Angewandten und damit die Verschränkung von wissenschaftlichen, künstlerischen und handwerklich-technischen Fächern als Möglichkeit, interdisziplinäre Forschung auch in Bereichen des Digitalen, d.h. in der kritischen Softwareentwicklung, zu betreiben. Beispiele hierfür sind die mehrjährigen interuniversitären Forschungsprojekte „Image+ Platform for Open Art Education“ und „Portfolio & Showroom – Making Art Research Accessible“, die sowohl für eine theoretische Reflexion digitaler Hegemonien und Ökonomien (z.B. Kritik der Wissenschaftsmetriken) stehen als auch für die Konzeption und Umsetzung von alternativer, quelloffener und frei verfügbarer Software.
 
Fragen des Raumes – Ausdruck einer spezifischen Situiertheit von Wissens-/Kulturen, ob im Digitalen, im Urbanen oder in Ausstellungen sowie Dynamiken des Ludischen: Als Teil des Forschungsverbundes „Locus Ludi. The Cultural Fabric of Play and Games in Classical Antiquity“ (Univ. Fribourg, ERC Advanced Grant) gehen wir aktuell der Frage der Ausstellbarkeit von Spiel und dessen Artefakten im Digitalen nach. Der Stadt als Untersuchungsgegenstand widmen wir uns im Lehrprojekt „Stadträume – Erkundungen an Wiener Plätzen“. Mit dem Thema Ausstellen berühren wir zudem Fragen der Narration, die in den vergangenen Jahren u.a. in Aspekten der Geschichte und Gegenwart der Briefkultur („Vier Schwestern. Fernes Wien, fremde Welt“), den Erzählungen von Krieg in den Social Media („Visual Politics and Protest“), die Darstellbarkeit des unsichtbaren Mediums Wind („Wenn der Wind weht“) und der Bedeutung und Funktion des Selfpublishing im deutschen Sprachraum („New Concepts of Authorship in a Digital Media Society“) behandelt wurden.