Seit Anbruch des 21. Jahrhunderts verliert
der Nationalismus zunehmend an Bedeutung. Ein wachsender Teil der Bevölkerung ist davon überzeugt, dass die gesamte Menschheit
legitime Quelle politischer Autorität ist und dass die Wahrung der Menschenrechte sowie der Interessen der gesamten Menschheit
das Ziel jeder Politik sein sollte.
Aus unerfindlichen Gründen bricht eines Tages in einer bestimmten Weltgegend
Gewalt aus: Die Ursachen mögen in religiösen Unruhen, einem überbordenden Kapitalismus, knappen Ressourcen, nach Blut dürstenden
Kriegsprofiteuren, der Ungleichheit der Landverteilung, einer Fremdherrschaft oder traumatischen Vergangenheit liegen.
Die Menschen finden anscheinend immer Gründe, einander bekriegen. Wir als unbeteiligte ZuschauerInnen behaupten, das
wäre nicht human – und das ist es auch nicht, obwohl dieser extreme Zusammenbruch ziviler Umgangsformen fortwährend von Menschen
erlebt wird.
Auf der 3.500 km langen Reise von seinem zurückgelassenen Zuhause in Aleppo nach Wien wird ein syrischer
Flüchtling zugleich Zeuge und Opfer jenes „State of Humanity“, der unsere Gegenwart kennzeichnet. Wenn wir versuchen, die
Welt mit den Augen von jemanden zu betrachten, der oder die sich der Zuflucht wegen auf den Weg gemacht hat, offenbart sich
ein schonungsloses Bild von niederschmetternden (zwischen)menschlichen Erfahrungen und Katastrophen, die aus einer schier
endlosen Aneinanderreihung von Gräueltaten und erlebter Gleichgültigkeit erwachsen; aber auch die Perspektive von Hilfsbereitschaft
und Mitgefühl.
Die Ausstellung mit dem Titel „when home won't let you stay“ fokussiert auf dieser erstaunlichen
Bandbreite menschlicher Handlungsweisen und untersucht zugleich den Humanitätsbegriff des frühen 21. Jahrhunderts. Sie fragt,
was es im Heute bedeuten mag, „human“ zu sein, vor dem Hintergrund gängiger Ideale von Menschlichkeit und der Menschenrechte.
Die Ausstellung thematisiert die Möglichkeiten sozioökonomischer und politischer Entwicklungen hin zu einer bewusst gelebten
Koexistenz – nicht als eine temporäre Lösung der unmittelbaren Katastrophe, der sogenannten „Flüchtlingskrise“, sondern als
Konfrontation mit unseren individuellen und kommunalen Zugängen zum Menschsein per se.
Gemeinsam mit dem Ausstellungstitel,
einer Zeile aus dem Gedicht Home von Warsan Shire, versucht diese Präsentation die Reisen der Vertriebenen zu beleuchten:
den langen Weg vom verlorenen Zuhause zu jenem neuen, das erst erbaut werden muss.
KünstlerInnen:
2+1
(Selda Asal & Özgür Erkök Moroder + Daniela Swarowsky), Fatih Aydo?du, Bernhard Cella, Canan Da?delen, Omar Imam, Ebru
Kurbak, Lorie Novak, Erkan Özgen, Mario Rizzi, P?nar Ö?renci, Hansel Sato, Cengiz Tekin, Asl?han Ünald?, Mirwais Wakil (in
collaboration with Melih Meriç)
Kuratorin:
Isin Önol