Ausstellung „Der
Angriff der Gegenwart“ ist wieder zugänglich
Die
Universität für angewandte Kunst Wien freut sich sehr, dass unter Einhaltung der Regelungen für Museumsbetriebe die Universitätsgalerie
morgen, Mittwoch, 9.12.2020 geöffnet werden kann. Die Einhaltung der Covid-Maßnahmen ist für den Besuch obligatorisch. (MNS,
Abstand halten, max. Personenanzahl gleichzeitig im Ausstellungsraum etc.). Danke für Ihre Umsicht!
Der Angriff der Gegenwart1– Aussichten im Postwachstum
Die
immer neu entfachte Lust auf nie zufriedenstellenden Konsum, der nach wie vor routinierte Zugriff auf längst begrenzte Ressourcen
in einem nahezu selbstverständlichen Ausverkauf, ungeschützte Arbeit ohne Aussicht auf Sicherheit und Entwicklung, ein aus
der Zeit gefallener Automobilismus, gesellschaftlicher Zusammenhalt, der an den Exponentialkurven einer Pandemie bemessen
wird, die Suspension von Öffentlichkeit – die Liste wäre weiter fortzusetzen, um doch nur Fragmente einer Realität festzuhalten,
die nicht inne hält und dabei nie über das Jetzt und den immer entscheidenden Moment hinauskommt.
Die
vorstellbaren Zukunftsbilder einer solchen Gegenwart scheinen nur mehr denkbar als brutale, als unerträgliche Dystopien (ökologische
Katastrophe, Klimakollaps, Massensterben) oder als gleichermaßen verheißungsvolle wie unerreichbare Utopien (faire und gerechte
Gesellschaft für 10 Milliarden Erdenbürger*innen 2050, der eine dekarbonisierte, nachhaltige Wirtschaft im Einklang mit der
Natur dient).
Die Bedingungen, unter denen diese Ausstellung zustande kommt, ergeben sich nicht
zuletzt aus einem globalen Notstand. Diese Ausstellung befragt daher Künstler*innen nach ihren Bildern einer Gegenwart, die
von Endzeitvorstellungen und Krisen geprägt ist und doch zugleich nach Konzeptionen und Nach Kraft sucht. Es braucht widerständige
Erfassungen einer Gegenwart wie Aussichten auf eine Zukunft, um Spielräume zu erkämpfen. Je eindringlicher die Bestandsaufnahmen
desto schärfer lassen sich auch die Anliegen formulieren und übertragen und zugleich die Erkenntnis festhalten, dass solche
Ziele die vieler sind. In diesem Sinn ist Kunst immer politisch zu verstehen.
Die künstlerischen
Arbeiten formulieren Aussichten einer empathischen Zukunft angesichts einer Welt, in der es dringlicher denn je andere Zugänge
braucht, um nötige Expertise und zugängliches Allgemeinwissen, reale Zwänge und visionäre Freiheiten, verantwortungsvolles
Engagement und verstörende Angstbilder zu einer kraftvollen Vielfalt zusammenzubringen: „Die Avantgarde ergibt sich nicht“,
hatte der Künstler und kritische Denker Asger Jorn 1962 klargemacht. Diesem kämpferischen Anspruch möchte sich die Ausstellung
stellen, geht es doch wesentlich darum, nicht auf Zukunft zu verzichten.
Die Ausstellung
wird von einer Plakatserie begleitet, die wesentliche Daten und Fakten zur Weltlage aufbereitet.
Mit
Arbeiten von Allora & Calzadilla, Böhler & Orendt, Sophie Bösker, Nikolaus Gansterer, Oto Hudec, Markus Jeschaunig,
Maria Kanzler, Kri¹tof Kintera, Justin Lieberman, Christian Kosmas Mayer, Nicole Six und Paul Petritsch, Katrin Plavèak, Gerda
Steiner & Jörg Lenzlinger, Michael Strasser, Herwig Turk, Anna Vasof.
Kuratiert von Brigitte Felderer,
Barbara Horvath, Nina Pohler, Alexandra Strickner
Zeit: ab 9.12.2020 geöffnet: Di – Sa, 14 bis
18 Uhr
Ort: Universitätsgalerie im Heiligenkreuzer Hof, 1., Schönlaterngasse 5
Von 20.12.2020
bis 28.12.2021 ferienbedingt geschlossen.
Angewandte YouTube-Kanal: Anna Vasof bietet durch Videos
Einblicke in die Schau in der Universitätsgalerie. Die Künstlerin und Lehrende an der Angewandten führt filmisch von Position
zu Position. Die extrem kurzen Videoclips – 30 bis 60 Sekunden – lassen die Besucher*innen benutzungsfreundlich entscheiden,
wie lange sie die virtuelle Führung begleiten oder sich bei Einzelpositionen wiederholt vertiefen.
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Der Titel nimmt Anleihe bei Alexander Kluges Film „Der Angriff der Gegenwart auf die übrigen Zeit“ aus dem Jahr 1985.