Bezüge auf die Bilder und Bedeutungswelt digitaler
Spiele sind in der Gegenwartskunst zahlreich, man denke etwa an prominente Beispiele wie Hito Steyerls Videoinstallation Factory
of the Sun, die als Teil des deutschen Beitrags zur Biennale di Venezia 2015 erstmalig gezeigt wurde oder Harun Farocki letzte
Werkserien Serious Games (2010) und Parallel (2012 - 2014).
Gleichzeitig ist die Gaming-Industrie
mit zuletzt knapp zweieinhalb Milliarden Spieler_innen weltweit (und entsprechenden Umsätzen) vielleicht der wichtigste kulturindustrielle
Zweig der Gegenwart.
In ihrem Vortrag wird Katharina Brandl anhand des Beispiels von Hito
Steyerl ein Argument für den Realismus solcher Arbeiten, verstanden als ein spezifisches Verhältnis zwischen außerkünstlerischer
Realität und künstlerischer Arbeit, entwickeln. Die Künstlerin thematisiert in Factory of the Sun, nicht nur ein Verhältnis
von game und play, also der Regelhaftigkeit des Spiels auf einer einen Seite und die Freiheit des Spielens auf der anderen
Seite, das zugunsten der Regelhaftigkeit ausfällt, sondern sie bezieht sich in einzelnen Sequenzen auch konkret auf den Realismus
Bertolt Brechts, indem dessen «Verfremdungseffekt» nicht nur zitiert, sondern auch angewandt wird. Wie sieht nun das Verhältnis
von künstlerischer Arbeit und ihrer historischen Gegenwart aus? Wie verorten sich künstlerische Arbeiten, die omnipräsente
Gaming-Welten referenzieren, zu unserer gamifizierten Gegenwart?
Katharina Brandl ist die künstlerische Leiterin
des Kunstraum Niederoesterreich in Wien und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Kunsttheorie der Universität
Basel. Sie studierte Politikwissenschaft (Mag.) und Kunstgeschichte (BA) an der Universität Wien sowie Critical Studies an
der Akademie der bildenden Künste Wien (MA). Sie war im Bereich der Forschungsförderung an der Universität Wien und als wissenschaftliche
Mitarbeiterin, freiberufliche Autorin, Kuratorin und im Kulturmanagement tätig, u.a. beim österreichischen Beitrag zur Architekturbiennale
in Venedig 2014, als Projektleiterin eines internationalen Studio- und Residency-Programms und als Tutorin am Institut für
Kunstgeschichte der Universität Wien. Sie gründet die NPO Sorority und die Festivals Business Riot - Festival für Frauen,
Arbeit und Unternehmerinnentum und Rrrriot.
https://unibasel.academia.edu/KatharinaBrandlhttps://www.kunstraum.net/