Künstlerische Forschung


Weitere Informationen zu Projekten künstlerischer Forschung im Rahmen des PEEK-Programms des FWF finden Sie in der Projektübersicht:
Projekte künstlerischer Forschung


Hinter NO-ISBN

Bernhard Cella

Zentrum für Kunst und Wissenstransfer

Bernhard Cella

Zentrum für Kunst und Wissenstransfer

 

Ausgehend von der von Bernhard Cella erarbeiteten Sammlung von Künstlerpublikationen mit dem Überbegriff NO-ISBN ( 2012-2014) wird im Folge-Projekt mit dem Titel „ behind NO-ISBN“ die Frage nach Struktur, Selbstdefinition und Motivationslage der Community aufgeworfen. Im Unterschied zu anderen künstlerischen Genres versammeln sich um das relativ junge Medium Künstlerbuch Akteure aus unterschiedlichsten Tätigkeitsfeldern, von der bildenden Kunst über Medientheorie und Kunstphilosophie hin zu Gebieten institutionalisierter Kunstpraxis, wie etwa dem Kulturmanagement. In Annäherung an eine operationelle Kunsttheorie im Sinne Arthur Dantos verstehen wir das Künstlerbuch und den damit verbundenen Diskurs als Resultat der Aktivität der Community, die das Medium und seine künstlerische Bedeutung kontinuierlich durch ihre Praxis definiert, validiert und reproduziert. Die Erforschung dieser Community stellt somit einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis der Entwicklung und der Bedeutung des Künstlerbuchs im Rahmen der zeitgenössischen Kunst dar.

 
Unter Miteinbeziehung von Theoriekomplexen aus Cultural Studies, Motivationsforschung und Sozialer Netzwerkanalyse soll im Rahmen des Projekts eine detaillierte Momentaufnahme aus der Innenperspektive der Gemeinschaft von Akteuren erarbeitet werden. Wir verfolgen damit, in der Tradition des Netzwerkbegriffs Bruno Latours, eine bewusst pro-relativistische Herangehensweise, die sich anstelle der Konstruktion einer allumfassenden Erklärung die nicht-hierarchisierte Abbildung der Pluralität in den Eigenaussagen und -definitionen von Akteuren als Ziel setzt. Neben einer Erfassung und Analyse der biographischen und interessensbedingten Hintergründe für ihre Zuwendung zum Buch als Medium bilden die Identifikation struktureller Momente in der Praxis des Publizierens sowie von Bezügen zu Themenkreisen der Cultural Studies, wie Entstehung künstlerischer Identität, Materialität und postmedialer Interdisziplinarität künstlerischen Arbeitens zentrale Fragestellungen des Projekts. Im Rahmen des empirischen Teils des Projekts sollen die Akteure aller erfassten Publikationen mit Hilfe von Interviews und einer Fragebogenstudie zu ihren Erfahrungen und Einstellungen befragt werden. Die Auswertung der erhobenen Daten mit Methoden der Statistik und Netzwerkanalyse bildet die Grundlage für das Erkennen von Strukturen und zur Beantwortung von grundlegenden aus der Theorie gewonnenen Fragestellungen, um die Ergebnisse schließlich zu einem Abbild der Community, wie sie in der NO-ISBN Sammlung des repräsentiert ist, zusammenzufügen.

 
Der Projektverlauf wird begleitet von einer Reihe von künstlerischen Interventionen die Teilaspekte des neu gewonnenen Forschungsmaterials ins Diskursfelder der Kunst zurückspielen. Im Verlauf der Veröffentlichung dieser Studie als Archiv -Online-Plattform zum Thema Künstlerbuch & Gesellschaft in interaktiver Form sollen die unterschiedlichen Facetten einer dynamischen Künstlergemeinschaft sichtbar gemacht und verhandelt werden. Ein 3Tage messeähnliches Happening in Kooperation mit dem 21er Haus in Wien bei dem Repräsentanten aller Bereichen der Studien zu Wort und Aktion kommen schließt das Forschungsvorhaben ab. Damit knüpft das Projekt an eine Reihe von künstlerischen Arbeiten an die Cella in den vergangenen 15 Jahre realisiert hat.