Wissenschaftliche Forschung

Hermann Czech – Architektur und Sprachkritik in Wien nach dem Zweiten Weltkrieg

Liane Lefaivre

Institut für Architektur

Thema des Forschungsprojektes ist eine kontextualisierte Biographie des Architekten Hermann Czech. Nach dem Vorbild der aktuellen Biographien im Bereich der Architekturgeschichte wird diese Arbeit Hermann Czechs intellektuelle Entwicklung als Architekt nachzeichnen und seine Projekte in den historischen Kontext einordnen. Hermann Czech ist einer der interessantesten Persönlichkeiten der zeitgenössischen Architektur in Wien besonders in Bezug auf die Entstehung von neuen Positionen in der Architektur in den 50er und 60er Jahren in der neu gegründeten Zweiten Republik nach dem Ende der Besetzung nach dem Zweiten Weltkrieg. In diesem Kontext nimmt Hermann Czech eine Einzelgänger Position ein. Er war weder Teil der Gruppe um die Arbeitsgruppe 4, die an Traditionen der Moderne in Österreich, die sich um die Jahrhundertwende und in der Zwischenkriegszeit etabliert hatten, aber durch den Austrofaschismus und Nationalsozialismus verbannt wurden, wieder anknüpften. Noch war er Teil der Aufbruchstimmung um Hans Hollein und Walter Pichler, die eine neue Architektur der Sinnlichkeit und Irrationalität proklamierten. Hermann Czech definierte einen eigenen Weg, der zwar an die moderne Tradition anknüpfte, aber auch den Bruch der Entwicklung durch die Zeit des Nationalsozialismus nicht ausklammerte. Hermann Czech wandte sich in dieser Zeit einer akribischen Untersuchung der Ausdrucksmöglichkeiten, der Sprache, der Begriffe der Architektur zu und deren bewussten Anwendung. In diesem Kontext sieht das vorliegende Forschungsprojekt Hermann Czechs Arbeit in einer Tradition der Sprachkritik wie den Theorien des Wiener Kreises und der Philosophie Ludwig Wittgensteins, die neben der Wissenschaftstheorie auch in der Literatur von Karl Kraus oder in der Architektur bei Adolf Loos zu finden ist. Obwohl Hermann Czech sich mehr als andere österreichische Architekten mit Theorie auseinandergesetzt hat und selbst eine reflektierende und kritische Persönlichkeit ist, versteht man seine Arbeit schwer insbesondere deren Komplexität, wenn sie nicht im Kontext gesehen wird. Neben dem Fokus auf Hermann Czech's intellektuelle Entwicklung und Positionierung wird diese Arbeit einen besonderen Schwerpunkt auf die kritische Kontextualisierung seiner Arbeit mit der Zeitgeschichte sowie deren Referenzierung zur Tradition der Sprachkritik in Wien. Die wichtigsten Quellen für diese Arbeit werden Gespräche mit Hermann Czech und ausgewählten Personen aus seinem Umfeld sein sowie Hermann Czechs eigenes Archiv. Die Arbeit wird vervollständigt durch ein gesamtes Werkverzeichnis seiner Arbeiten und Texte, einer präzisen graphischen Darstellung seiner wichtigsten Projekte und der Veröffentlichung von persönlichen Fotos und Dokumenten.