Von der Unabhängigkeit des Denkens

Ästhetische und moralische Orientierungsversuche

Gegen diese von Kant monierte Trägheit und Feigheit des Geistes steht das Werk von Karl Heinz Bohrer, Ulrich Horstmann, Helmut Lethen und Christian Demand, die anlässlich der Emeritierung von Rudolf Burger zu einem Symposion zusammengekommen sind. Ihre Essays sondieren die Möglichkeit von Aufklärung in einer Zeit, da die sogenannten „Werte" der Aufklärung selbst schon zu philiströsen Klischees erstarrt sind, das Denken sich zunehmend in seinen eigenen Veräußerungen verfängt und damit als Begriffsschieberei immer maschinenförmiger wird oder umgekehrt – im Protest dagegen – als expressive „Kreativität" zur risikolosen Pose verkommt. Gegen diese neuen Formen von Konformismus im „intellektuellen Diskurs" exponieren die hier präsentierten Texte von im Nietzscheschen Sinne wahrhaft freien Geistern das Denken als „angewandte Kunst" – als eine Kunst, die sich am Gegenstand bewährt.
ISBN: 978-3-211-78926-1
Herausgeber: Gerald Bast, Ruth Pauli
Verlag: Springer
Sprache: Deutsch
„Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Teil der Menschen, nachdem die Natur sie längst von fremder Leitung frei gesprochen, dennoch gerne zeitlebens unmündig bleiben; und warum es Anderen so leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzuwerfen" – heißt es in Immanuel Kants berühmter kleiner Schrift: „Was ist Aufklärung?" von 1784.